Britenvirus mit Zusatz

„Fluchtmutation“ in Tirol bereitet Experten Sorgen

Tirol
22.04.2021 14:20

Bereits seit mehreren Wochen zeigt sich in Tirol eine beunruhigende Entwicklung: Es treten verstärkt Covid-19-Infektionen mit einer Virusvariante auf, bei der die sogenannte E484K-Mutation noch zusätzlich zu jenen Veränderungen präsent ist, die die britische Variante (B1.1.7.) trägt. Mittlerweile scheint es rund 1800 derartige Fälle zu geben, von denen rund 800 aktiv sind. Die Variante trete im ganzen Bundesland auf. Unter anderem aufgrund dieser Virusvariante war im März im Bezirk Schwaz die Ausreisetestpflicht verlängert worden.

Laut Experten handelt es sich hierbei um eine sogenannte Fluchtmutation. Viren mit dieser Mutation würden „unter Umständen schlechter von Impfseren neutralisiert werden und auch leichter zu Reinfektionen führen“, so der Virologe Andreas Bergthaler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Akademie der Wissenschaften zur APA.

„Die Kombination der ursprünglichen britischen Virusvariante B1.1.7. und der Zusatzmutation E484K zeigt eine erhöhte Infektiosität und deutlich schwerere Krankheitsverläufe als die britische Variante B1.1.7. ohne E484K-Mutation“, heißt es in einem in der Vorwoche von der AGES publizierten Bericht.

Bis zu 1800 vermutete Fälle
Vorläufige Daten der AGES auf Basis von PCR-Vortests hätten gezeigt, dass die Variante in der Vorwoche mit knapp 600 Fällen bereits rund 50 Prozent der auf Varianten untersuchten Fälle in Tirol ausmachte. Mittlerweile liegen die auf Basis von PCR-Daten ermittelten Werte schon deutlich höher, nämlich bei bis zu 1800 vermuteten Fällen. Gesichert identifiziert mittels Teil- oder Ganzgenomanalyse habe man bisher um die 350, sagte Ulrich Elling vom Institut für Molekulare Biotechnologie der ÖAW.

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Daher muss man in Tirol sehr genau schauen, wie sich das weiter entwickelt.

Virologe Andreas Bergthaler.

Außerhalb Tirols habe man in Österreich hingegen erst sechs Nachweise von B1.1.7+E484K, für das es noch keine praktikablere andere wissenschaftliche Bezeichnung gibt. „Daher muss man in Tirol sehr genau schauen, wie sich das weiter entwickelt“, sagte Bergthaler. Genau sollte man auch Fälle analysieren, die im an sich durchgeimpften Bezirk Schwaz auftreten.

„Mit weiteren Fluchtmutationen zu rechnen“
Eine Empfehlung für zusätzliche Maßnahmen in Tirol möchte der Virologe nicht aussprechen. Man müsse aber das Varianten-Überwachungssystem insgesamt weiter ausbauen, weil vor allem auch in Richtung Herbst mit weiteren möglichen Fluchtmutationen zu rechnen ist. „Je früher man reagiert, wenn das erst regional auftritt, desto eher kann man noch versuchen, das in irgendeiner Form festzuhalten“, so Bergthaler.

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