An die zwölf Ortschefs sollen alleine in Salzburg bereits geimpft worden sein. Das sorgt für viel Kritik. Der Bad Gasteiner Bürgermeister Gerhard Steinbauer hat seine Impfung am Donnerstag erhalten und publik gemacht. Mit unglücklichen Formulierungen heizte er das Thema zusätzlich an. Für Menschen, die sich auf den Impflisten nach vorne drängeln, hat Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) kein Verständnis. „Es gibt eine klare Definition wer in welcher Priorität zu impfen ist“, so Haslauer. Zur obersten Priorität zählen aber auch Bürgermeister von Gemeinden, die als Träger von Senioreneinrichtung die Verantwortung haben. „Dazu zählt auch Stadträtin Anja Hagenauer, die viel in den Häusern ist“, gibt Haslauer Rückendeckung.
„Das Vorgehen ist klar abzulehnen. Das Impfprogramm ist kein Selbstbedienungsladen. Politiker haben dann mit der Impfung dranzukommen, wenn sie an der Reihe sind“, erklärt Pamela Rendi-Wagner, SP-Bundesparteiobfrau. Ähnlich sieht es Landesvize Heinrich Schellhorn (Grüne): „Ich finde es unangemessen, weil es eine Neiddebatte entfacht. Wir sollten uns strikt an die Prioritätenliste halten und diese auch besser kommunizieren.“ Er selbst befindet sich auf der Liste auf Stufe 4 „und das sollte auch für die Bürgermeister gelten.“ Besonders scharfe Worte findet Andrea Klambauer, Landesrätin der Neos: „Wie kann es sein, dass sich der Bürgermeister in Bad Gastein impfen lässt, weil er Senioren weiterhin zum Geburtstag gratulieren will? Stadträtin Anja Hagenauer war durch ihr Vordrängeln Österreichs erste geimpfte Politikerin und eröffnete damit diesen unseligen Reigen. Das schadet dem Vertrauen in die Politik.“ Entspannter sieht es FPÖ-Chefin Marlene Svazek. Zuerst sollten die Risikogruppen eine Impfung erhalten. „Wenn in einer Einrichtung alle Impfwilligen bedient sind, sehe ich es aber unaufgeregt, wenn Bürgermeister, die sehr viele Menschenkontakte haben, die übrige Impfung, die dann niemandem vor Ort mehr abgeht, erhalten.“
Rückendeckung kommt aus den Gemeinden
Stadtchef Harald Preuner (ÖVP) zeigt sich nachsichtig: „Anja Hagenauer kümmert sich rührend um die Senioren. Da habe ich ein Stück weit Verständnis.“ Der Bund habe die Vorgaben nicht klar genug definiert. Rückendeckung kommt auch vom Eugendorfer Ortschef. Zu Kritik aus den eigenen Reihen sagt Johann Strasser: „Der Kanzler soll dran denken: Die Bürgermeister sind seine Soldaten an vorderster Front.“
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