Kultur im Lockdown

Marco Opoku Frei: „Nichts tun wäre ein Irrsinn“

Tirol
03.01.2021 20:00

Marco Opoku Frei ist trotz seines Jobs, der als systemrelevant gilt und keine Corona-bedingten finanziellen Einbußen mit sich bringt, ein Mensch, der aufsteht, sagt was er denkt und aktiv für die Kunst- sowie Kultur-Branche kämpft. „Begriffe wie Liebe und Freiheit müssen von den Querdenkern durch Liedtexte und Kundgebungen zurückerobert werden“, betont der Tiroler.

Der Familienvater aus Innsbruck blieb nach seinem Zivildienst der Lebenshilfe treu und konnte sich nach Gelegenheitsjobs mithilfe eines Stipendiums des Landes Tirol die nötige Ausbildung aneignen, um bis heute in einem Wohnhaus für Menschen mit besonderen Bedürfnissen tätig zu sein. „Wir gestalten das Leben etwas individueller und progressiver wie in anderen Wohnformen“.

Das finanzielle Corona-Loch bleibt ihm durch den „Brotjob“ zwar erspart, trotzdem ist er derart tief in der Kreativecke Tirols verankert, dass ein Zurücklehnen und Ausharren seiner Persönlichkeit nicht entsprechen würde.

Als Musiker und beim Radio aktiv
Die kulturelle Nahtstelle zeigt sich in seiner Tätigkeit als Musiker in Bands wie etwa „Das Team“ und „Stichprobe“ sowie in seiner Show „Radio Melanz“ auf Freiradio, in die er Gäste aus verschiedenen Bereichen für bis zu Zwei-Stunden-Gespräche einlädt. „Ich recherchiere im Vorfeld nicht, das Kennenlernen findet vor Ort statt“, erläutert der Tiroler.

Jede Tätigkeit außerhalb der Lebenshilfe ist meist unentgeltlich. „Ich wollte nie in die Situation kommen, auftreten zu müssen, um die kaputte Waschmaschine zahlen zu können“. Im ersten Lockdown war das Streaming und die Online-Präsentation für Marco Opoku Frei noch reizvoll. Inzwischen hat sich diese Sichtweise verändert.

Mit Stille ein Zeichen setzen
„Kreative Menschen sollten mal nichts tun. Wir interessieren die Politik scheinbar nicht. Nur durch die Stille ist es eventuell möglich, ein Zeichen zu setzten.“ Im Gegensatz zu dieser Stille gründete Marco Opoku Frei mit Otto Horvath und Ennio Fabro den Verein „Krawallmusik“ (die „Krone“ berichtete).

Eine Initiative, welche die vorhandene Unterstützung im Volksmusikbereich („Tirol zua-losen“) auch für andere Musikgenres fordert. „Man hat uns ausgebremst. Bisher ist leider kaum etwas weitergegangen“, beschreibt er ernüchternd die bisherige politische Resonanz.

„Sternsinger für Moria“
Marco begibt sich - was kontroverse Themen angeht - an mehrere Fronten. Er ist im Organisationsteam von „Existenzen Sichern“, plant deren nächste Kundgebung für den 29. Jänner und geht Anfang dieses Monats als „Sternsinger für Moria“ von Haus zu Haus. In diesem Fall können Interessierte das „königliche Trio der anderen Art“ buchen und das Ziel ihrer Spenden frei wählen.

Neben den Schritten vor die Türe beschäftigt sich der Vater zweier Töchter mit der Erkenntnis „Was die alles lernen müssen“ auch mit dem Homeschooling. Im Gespräch scheint sich ein sehr gefüllter Tagesplan abzuzeichnen, der aber auf einen sehr besonnenen Revoluzzer-Charakter trifft. Er steht zwar aktiv auf, verfällt allerdings nicht in Wut oder gar Aussichtslosigkeit.

„Diskutieren statt streiten“, ein Zitat von Kult-Autor Charles Bukowski, formte den Abschluss des ausgiebigen Gesprächs mit der „Tiroler Krone“. „Die Zahl unserer Abende ist begrenzt. Mit jedem verplemperten Abend versündigt man sich grausam am natürlichen Lauf des einzigen Lebens, das man hat.“

Simon Kräutler, Kronen Zeitung

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