krone.at-Kolumne

Andreas Gabalier hat recht und unrecht

Adabei
09.12.2020 11:55

Andreas Gabalier hat vielleicht nicht die beste Stimme und Weihnachtslieder stehen ihm auch nicht zu Gesicht. Womit er aber recht hat, ist, dass der gehässige Spott, der sich auf den sozialen Netzwerken über ihn ergoss, eigentlich viel schlimmer ist als sein krächzender Gesang. In einem anderen Punkt hat er aber unrecht.

Das Echo auf seinen Auftritt hat er sich wahrscheinlich auch anders vorgestellt: Nachdem der selbsternannte „Volks-Rock-‘n‘-Roller“ im altehrwürdigen, öffentlich-rechtlichen Fernsehen Weihnachtslieder zum Besten - oder wie manche meinen zum Schlechtesten - gab, hagelte es vor allem in den sozialen Netzwerken teils spitze Kritik. „Brechreiz“ war da noch die freundlichste Zuschreibung.

Bei Gabalier gelten andere Maßstäbe
Und hier hat Gabalier einen Punkt, wenn er im „Krone“-Interview dazu aufruft, einen gewissen Grundrespekt walten zu lassen. Gerade auf Social Media sind bei manchen die Finger schneller als die Manieren. Dass Gehässigkeiten mitunter Menschen verletzten können, scheint so mancher in seiner Twitterwut auch mal zu vergessen. Besonders absurd wird es dann, wenn diese Bösartigkeiten ausgerechnet von jenen kommen, die sonst zu Solidarität, Verständnis und Wattebauschwerfen aufrufen, wenn es denn um die gesinnungstechnisch Richtigen geht. Beim bösen Gabalier gelten offenbar andere Maßstäbe.

Welche Kritik ok ist und welche nicht
Womit er aber Unrecht hat, ist, wenn er pauschal und ein wenig weinerlich jede Kritik in die Schublade „Hassschüren“ ablegt. Nur, weil jemand kein Fan seiner Gesangskünste ist, bedeutet das noch lange nicht, dass man die Menschen spalten möchte. Hier muss man schon differenzieren: Es ist eben ein Unterschied, ob man Gabaliers Stimme mit einem Krächzen vergleicht oder mit einem Grund für üblen Brechreiz. Ersteres muss auch ein gestandener Volks-Rock-’n’-Roller aushalten, ohne in Selbstmitleid zu zerfließen.

Bei GIS-finanzierter Promotion muss man mehr aushalten
Und verschärfend kommt natürlich hinzu: Wer sich ins öffentlich-rechtliche Fernsehen stellt und meint, in einer GIS-finanzierten Sendung Weihnachtslieder zum Besten geben zu müssen, muss umso mehr auch damit rechnen, dass nicht jeder Zuseher vor dem Fernsehkasten das gut findet. Seine Weihnachts-CD auf prominentem Sendeplatz im ORF promoten zu wollen, aber nur jucheizende Kritiken zulassen - das ist dann doch etwas zu viel des Guten. Auch zu Weihnachten.

Aber zurück zu Gabaliers Stimme. Ja, zum Teil tat es in den Ohren weh und die Sendung hinterließ mehr Fragezeichen als Besinnlichkeit und Weihnachtsgefühl. Aber man muss dennoch neidlos anerkennen, dass er in seiner Musikkarriere vieles geschaffen hat. Und das soll ihm einer mal nachmachen.

Katia Wagner

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(Bild: kmm)



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