Tiroler Arzt ratlos

Grippeimpfung: „Es herrscht unendliches Chaos!“

Tirol
20.11.2020 12:00

Wo ist der Grippeimpfstoff? Das fragen sich immer mehr Patienten, Apotheker und Ärzte in Tirol. Einer von ihnen ist Edgar Wutscher, langjähriger Sprengelarzt in Sölden. Er ortet ein „unendliches Chaos“, denn niemand könne erklären, wo sich die Dosen befinden - weder auf Landes- noch auf Bundesebene.

Knapp 105.000 Grippeimpfdosen sind in diesem Herbst für das Land Tirol vorgesehen - das berichtete LR Bernhard Tilg (ÖVP) im „Krone“-Gespräch Mitte Oktober. 150.000 Stück seien sein erklärtes Ziel.

„Ich kann ihnen keinen Zeithorizont versprechen“
So weit, so gut - nur das Problem daran: Die Impfdosen sind, so scheint es zumindest, spurlos verschwunden. „Wenn wir uns bei den zuständigen Stellen auf Landes- und Bundesebene nach dem Impfstoff erkundigen, heißt es überall unisono, dass man nicht wisse, wo er sei“, sagt Wutscher, der ein Beispiel anführt: „Es hat ja immer geheißen, dass das Land Impfdosen an die Altersheime schickt und falls welche übrig bleiben würden, würden diese die niedergelassenen Ärzte erhalten, um sie Patienten über 65 Jahre zu verabreichen.“

Vor rund zwei Wochen habe er bei der Gesundheitsabteilung nachgefragt, wie es mit diesen Impfdosen aussehe. Die Antwort lautete: „Das kann ich Ihnen leider nicht sagen, da wir keinen Impfstoff erhalten. Warum das so ist, wissen wir nicht. Ich kann ihnen daher keinen Zeithorizont versprechen.“

Dieses Verhalten führt zu viel Versicherung
Wutscher, der auch Bundessektionsobmann der Ärzte für Allgemeinmedizin in Österreich ist, analysiert: „Ich glaube, dass sich viele bemühen, aber dass insgesamt ein unendliches Chaos herrscht, weil keiner konkrete Angaben tätigen kann.“ Viele Patienten lechzen nach einer Grippeimpfdose. Sie erhalten jedoch keine Informationen, somit trete bei ihnen Verunsicherung ein.

„Salzburger Kollege impft am fließenden Band“
Eigenartig sei, dass eine Tiroler Firma vor wenigen Wochen sehr wohl Grippeimpfdosen für die rund 200 Mitarbeiter erhalten habe. „Zudem hat mir ein Salzburger Kollege erzählt, dass er bereits rund 100 bis 200 Patienten pro Woche impft, weil er mit einem befreundeten Apotheker im Frühjahr, ohne zu wissen, was auf ihn zukommt, eine riesige Menge Grippeimpfstoff bestellt und über den Großhandel erhalten hat. Das bestätigt, dass chaotische Zustände herrschen“, sagt der Tiroler.

„Jemand muss endlich für Aufklärung sorgen“
Er gehe schon davon aus, dass der Grippeimpfstoff bestellt wurde. „Aber es muss endlich jemand für Klarheit sorgen und der Bevölkerung aufrichtig mitteilen, wo sich die Impfdosen befinden und wann sie ausgeliefert werden können“, fordert Wutscher, „auch LR Tilg könnte hierbei die Initiative ergreifen.“

Jasmin Steiner, Kronen Zeitung

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