Strichmännchen-Stil
Hamburg: “Sanfter” Nacktscanner geht in Betrieb
Die beiden Geräte - in den USA von einer Tochterfirma des Rüstungskonzerns L3 Communications produziert, in Europa vom niederösterreichischen Unternehmen EAS Envimet vertrieben - werden für mindestens ein halbes Jahr getestet. Sie sollen helfen, am Körper verborgenen Sprengstoff oder Waffen aufzuspüren.
Für die Passagiere ist die Nutzung bislang freiwillig, die bisher übliche Sicherheitskontrolle ist weiterhin möglich. 2009 wurden insgesamt 12,23 Millionen Fluggäste in Hamburg registriert. Nach der Testphase sollen die Ergebnisse ausgewertet werden.
Der Scanner vom Typ ProVision ATD produziert keine Körperbilder mit Konturen, sondern zeigt mittels einer Art Strichmännchen, an welchen Stellen das Personal den Passagier nach verdächtigen Gegenständen durchsuchen soll. Die erzeugten Daten sollen nach der Kontrolle wieder gelöscht werden.
Inkontinenz-Windeln ab sofort potenziell gefährlich
Während Deutschland die Tests noch vor sich hat, hat sie Italien bereits als Misserfolg beendet und abgehakt. Die Versuche mit den Körperscannern auf den italienischen Flughäfen sind laut der nationalen Luftfahrtbehörde Enac gescheitert. "Die Resultate in der Testphase sind nicht positiv. Mit den Körperscanner dauern die Passagier-Kontrollen einfach zu lange. Mit den normalen Kontrollen mit Abtastung geht es schneller", sagte Enac-Präsident Vito Riggio.
Das Problem: Durch die sehr viel genaueren Durchleuchtungen fallen jetzt auch bislang verborgene Details wie künstliche Darmausgänge, Inkontinenz-Windeln oder Intimschmuck auf und werden als potenziell gefährliches Objekt angezeigt. Sicherheitsbeamte müssen diese Körperstellen dann nachkontrollieren.
Produzent stellt auch Streubomben her
Auslöser für die Prüfung von Nacktscannern auf deutschen Flughäfen war der vereitelte Sprengstoff-Anschlag eines Nigerianers auf ein US-Passagierflugzeug Ende 2009 (siehe Infobox). Der Mann hatte den Sprengstoff in seiner Unterhose versteckt. Nach Bekanntwerden der Testphase in Hamburg war der US-Hersteller der Fabrikate in die Kritik geraten, weil dessen Produktpalette neben Scannern auch die international geächteten Streubomben umfasst haben soll.
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