Risiken & Kurioses

Kinder von Wespen attackiert: Fachärztin klärt auf

Tirol
09.07.2020 12:00
In Kramsach wurden vergangene Woche Kinder von Erdwespen angegriffen. Allergie-Expertin Cornelia Gattringer von der Hautklinik in Innsbruck über Risiken, überschätzte Gefahren und überraschende Erkenntnisse rund um Allergietests und Imkerei.

Ohne Schmerz keine Gewissheit! Eine Wespen- und Bienengiftallergie kann lebensbedrohlich sein. Dennoch hat es keinen Sinn, prophylaktisch einen Allergietest zu machen. Das sagt Oberärztin Cornelia Gattringer, stellvertretende Leiterin der Allergieambulanz an der Hautklinik Innsbruck: „Ein Test hat nur dann wirklich Aussagekraft, wenn man schon einmal gestochen wurde und symptomatisch reagiert hat. Ansonsten riskiert man ein falsches Ergebnis.“ Die Gefahr einer falschen Diagnose ist groß. Das zeigt die Statistik: Bei der Hälfte der Kinder und einem Viertel der Erwachsenen fallen die Tests positiv aus. „Aber wir wissen, dass nur vier Prozent der Bevölkerung eine echte Allergie haben“, stellt die Ärztin dem gegenüber. Sie rät daher von im Handel erhältlichen Schnelltests ab. Fachärzte und die Mediziner der Allergieambulanz an der Klinik Innsbruck sind bei einem Verdacht die kompetenten Ansprechpersonen.

Kinder, keine Panik! Auch wenn die Auswirkungen einer Insektengiftallergie sehr gefährlich sein können – Expertin Gattringer hat auch beruhigende Nachrichten. Vor allem, wenn es um Kinder geht. „Diese reagieren in rund 60 Prozent der Fälle nur leicht – etwa mit Ausschlag und geschwollenen Lippen oder Ohren.“ Erwachsene reagieren deutlich heftiger, in 60 bis 70 Prozent der Fälle mit schweren Symptomen.

Immuntherapie wirkt: Die so genannte Hyposensibilisierung ist für Allergiker nach wie vor die wirkungsvollste Therapie. Auch wenn sie jahrelang dauert. Gattringer: „Die Erfolgsquote bei einer Wespengiftallergie liegt bei 95 Prozent, bei Bienengift immerhin noch bei 80 bis 85 Prozent.“

Bis zum Heiraten ist alles wieder gut! Diese Volksweisheit trifft auf Insektengiftallergie sehr oft zu. „Zeigen Kinder nur leichtere Reaktionen, dann ist die Chance sehr hoch, dass sich die Allergie im Lauf der Jahre auswächst“, weiß Gattringer zu berichten. Deshalb müssten längst nicht alle jungen Allergiker die aufwändige Immuntherapie durchlaufen.

Was man sieht, das gilt! So gefährlich eine Insektengift-Allergie sein kann, so einfach sind ihre Symptome zu erkennen. „Atemnot, Übelkeit, Kreislaufversagen können auch andere Ursachen haben. Aber die Reaktion der Haut ist ein eindeutiges Zeichen. Und in 90 Prozent der Fälle reagiert die Haut“, erklärt die Fachärztin.

Hobbyimker leben gefährlicher. Die Theorie, dass Imker durch ihren ständigen Kontakt mit stechfreudigen Bienen abgehärtet werden, stimmt nur zum Teil. Gattringer verweist auf Studien, wonach Hobbyimker im Jahr rund 20-mal gestochen werden, Berufsimker dagegen etwa 200-mal. Im Fall der Hobbyimker erhöhe sich dadurch die Gefahr einer Allergie, bei Berufsimkern sinkt sie durch die „Abhärtung“.

Die Dosis macht das Gift. Die Aufregung war groß, als vor einigen Tagen in Kramsach Kinder von Erdwespen angegriffen wurden. Die Allergie-Expertin weiß um die Panik von Betroffenen, wenn gleich mehrere Tiere zustechen. Ein schmerzhaftes Erlebnis. Doch auch das Gift von mehreren Bienen oder Wespen ist für ansonsten gesunde Menschen nicht gefährlich. Gattringer: „Es müssen schon mehr als hundert Stiche sein – dann ist die Wirkung bei allen toxisch.“

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