250 Jobs wackeln

Fürstenfeld: Bei Secop könnte nun gestreikt werden

Steiermark
14.11.2019 16:13

Bei Secop im oststeirischen Fürstenfeld, wo die Produktion bis Mitte 2020 eingestellt werden soll und 250 bis 280 Mitarbeiter ihren Job verlieren, drohen Streiks: Die Gewerkschaft PRO-GE berichtete von einem von den Eigentümern vorgelegten Sozialplan, der sich „nicht im Entferntesten mit den gewerkschaftlichen Forderungen“ decke. Daher wurde eine Streikfreigabe erteilt.

Hubert Holzapfel, Landessekretär der PRO-GE in der Steiermark, sagte am Donnerstag, dass man von den Arbeitgebern bis zur nächsten Sozialplanverhandlung am 26. November Unterlagen und Fakten wolle, etwa welche Bedingungen die EU vor dem Verkauf durch Nidec gestellt hatte. „Die Geheimniskrämerei von Orlando ist unerträglich und wohl beabsichtigt, um die Schließung des Standortes ohne viel Aufsehen durchzuführen. Aber den Gefallen werden wir dem deutschen Eigentümerfonds nicht machen“, ärgerte sich Holzapfel.

„Wir wollen Einsicht in die vertraglichen Auflagen“
Bei Orlando handelt es sich eine Münchener Kapitalgesellschaft, die einen Investmentfonds berät, der das Werk erst im September übernommen hatte. „Wir wollen Informationen über die wirtschaftlichen Konzepte und wir wollen Einsicht in die vertraglichen Auflagen der EU. Welche Vereinbarungen wurden für das Werk abgeschlossen, was wurde bei der damaligen Betriebsübernahme festgeschrieben, wie müssen die kolportierten Investitionsmillionen des Voreigentümers verwendet werden?“, beschrieb der Gewerkschafter die offenen Punkte.

Auch tageweise Streiks möglich
Sollten die Informationen nicht vorgelegt werden, wolle die Belegschaft ab 26. November zuerst stundenweise, notfalls auch tageweise streiken, sagte er auf APA-Anfrage. Die Gewerkschaft sieht durch „anhaltende Heimlichtuerei des Eigentümers bestätigt, dass der Betrieb in Wahrheit erfolgreich fortgeführt werden könnte“, wenn etwa geplante Investitionen in Höhe von 25 Millionen Euro in Fürstenfeld gemacht werden, statt damit die Verlagerung in der Slowakei zu finanzieren. „Wir werden gemeinsam mit den betroffenen Arbeitnehmern um die Weiterführung des Werkes kämpfen. Wir werden weiter Druck machen“, so Holzapfel.

Unternehmen reagiert
Secop hielt am Donnerstag fest, dass die von der PRO-GE geforderten Informationen „soweit wie möglich“ geliefert würden, um die Position der Unternehmens-Gruppe zu untermauern. Die Gesprächsbasis mit dem Betriebsrat sei vorhanden. „Eine Verunsicherung der Mitarbeiter durch externe Gewerkschaftsvertreter lehnen wir aber entschieden ab“, hieß es in einer Aussendung.

„Auftragslage dramatisch verschlechtert“
Secop bietet Informationsgespräche an: Die Geschäftsführung will den Betriebsratsvorsitzenden und Vertretern der Gewerkschaft bei dem Termin in eineinhalb Wochen Fragen beantworten. Das Unternehmen wollte aber festhalten, „dass sich die Auftragslage für den Standort Fürstenfeld in den vergangenen Wochen weiter dramatisch verschlechtert hat.“

„Die Nachfrage insbesondere bei Haushalts-OEM geht drastisch zurück - verbunden mit Forderungen nach weiteren deutlichen Preisreduktionen, um dem chinesischen Wettbewerb erfolgreich begegnen zu können. Um zumindest die Arbeitsplätze in Engineering und Verwaltung in Österreich zu sichern, ist eine Verlagerung der Produktion alternativlos“, heißt es von Secop. Die Geschäftsführung verstehe die Situation der Mitarbeiter und arbeite daran, den Abbau der Produktion so sozialverträglich wie möglich zu gestalten.

Protestmarsch im Regen
Erst am Dienstag hatten sich mehrere Hundert Menschen bei einem Protestmarsch in Fürstenfeld beteiligt. Die EU-Kommission will den Fall ebenfalls unter die Lupe nehmen. Das Nidec-Werk in Fürstenfeld hatte im Frühjahr verkauft werden müssen. Dazu hatten sich Embraco, die Kühlkompressorensparte des US-Konzerns Whirlpool, und der japanische Mutterkonzern Nidec verpflichtet, um eine Übernahme bei den EU-Wettbewerbshütern durchzubringen. Allerdings gab es Auflagen, über die aber nicht viel bekannt ist.

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