Vor exakt 50 Jahren wurde die Hahntennjochstraße feierlich eröffnet. Der aufwendige Bau der Verbindung vom Lechtal ins Inntal dauerte 19 Jahre und verschlang Unsummen an Geld. Für die Lechtaler war es ein Segen, für die Anrainer mutierte dieser jedoch zum Fluch.
Die Hahntennjochstraße ist ein Star in ganz Europa, angepriesen in Büchern und Internetforen als eine der schönsten Passstraßen in den Alpen. Welche Geister man damit rief, konnten die Erbauern in dieser Dimension wohl kaum erahnen.
Seit Jahrhunderten waren die Bewohner des Oberen Lechtales mit den Imstern eng verbunden. Die Orte Bschlabs, Boden und Pfafflar wurden nämlich vom Inntal aus besiedelt und gehörten bis 1939 zum Bezirk Imst. „Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Nahrungsmittel in Imst eingekauft und über den Pass getragen“, erzählt Manuel Bauer aus seinen Recherchen. Er befasste sich 2017 in seiner viel beachteten Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) intensiv mit dem Bau der Hahntennjochstraße. Bereits 1930 gab es Überlegungen eines Wegebaus, 1933 entstanden die ersten Güterwege – hüben wie drüben.
Budget 30.000 Schilling
Auf drängen des Bürgermeisters Josef Koch nahmen die Imster 1950 „die Sache selbst in die Hand“. Unterstützt von Agrarbehörde und Forstinspektion startete man mit dem Bau des „Maldonweges“ mit einem ersten Budget von 30.000 Schilling. Der damalige Landesrat Eduard Wallnöfer öffnete nun auch den Geldhahn des Landes. In den ersten sieben Arbeitsjahren wurden rund 1,754 Millionen Schilling verbaut, damals eine ungeheure Summe. Der Straßenbau forderte 1952 mit dem Mineur Richard Mark auch ein Todesopfer. Massiv unterstützt vom Stadtchronisten Franz Treffner entlockte Manuel Bauer den historischen Quellen, dass der Bau der Straße (mit nur einem Bagger) mit einem heutigen Mega-Projekt vergleichbar ist. Die Kosten von 7,66 Millionen Schilling waren immens. Da die Gemeinde Imst den Löwenanteil berappen musste, wurde permanent Kritik laut. Viele hätten das Geld lieber im Wohnungsbau gesehen. Da ab 1960 auch auf Lechtaler Seite gebaut wurde, feierte man am 18. Oktober 1969 den großen Tag: Landeshauptmann Eduard Wallnöfer durchschnitt in einem Festakt das Band zur Eröffnung der Hahntennjochverbindung, eine vier Meter breite Schotterstraße.
4500 Fahrzeuge pro Tag
Der Straßenvisionär Wallnöfer sprach damals schon von der „kürzesten Route von Meran bis ins Allgäu.“ Bald herrschte reger (Touristen-)Verkehr und die Überzeugung eines Ausbaues. Fünf Jahre nach Eröffnung war die mittlerweile auf 5,5 Meter verbreiterte Fahrbahn asphaltiert, die Ausbaukosten verschlangen bis zum Jahre 1977 weitere 6,1 Millionen Schilling, abermals eine horrende Summe. Mittlerweile befahren diesen Asphalt an schönen Wochenendtagen bis zu 4500 Fahrzeuge, vorzugsweise Motorräder, für die Anrainer ein Horror.
Hubert Daum
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