Prägraten in Osttirol:

Das Gletschereis gab 40 Weltkriegsbomben frei

Kärnten
23.08.2018 06:00

Mindestens einmal im Jahr steigen Bergretter aus Prägraten mit Experten aufs Umbalkees in der Venedigergruppe. Auf 2700 Meter Seehöhe bergen sie, was das Eis nach einer Flugzeugnotlandung im Jahr 1944 freigibt. Dienstag waren es 40 Stabbrandbomben. Sie wurden anschließend unschädlich gemacht.

Niemand weiß, ob die Briten die Brandbomben vor der Notlandung der „Ju“ als Ballast abgeworfen haben oder ob sie die notgelandete Maschine bombardieren wollten. Jedenfalls sind viele Sprengsätze ausgebrannt. Nach der Landung im Jänner barg die Deutsche Wehrmacht eilig wichtige Teile. Und schon im März war die Maschine von Schnee und Eis verschluckt. Erst 2002 kamen sie zu Tage. Bergretter aus Prägraten entdeckten sie, setzten das Cockpit aus Trümmern zusammen und lagern einen der drei Motoren in Prägraten.

Der Archäologe Univ.-Prof.  Harald Stadler hat die Bergungen begleitet: „Das Eis hat die Vergangenheit konserviert. Doch die Gletscher schmelzen ab. Wer weiß, was noch alles zu Tage kommt.“ Die Bergrettung Prägraten kümmert sich um die Absturzstelle. Deren Chef Markus Bstieler: "Kein Bergsteiger soll durch diese gefährlichen Überreste zu Schaden kommen!“

Das wieder aufgebaute Cockpit war die vergangenen zwei Jahre als Leihgabe bei Junkers in  Mönchengladbach ausgestellt. Doch jetzt sucht die Bergrettung einen Platz, wo es bleiben könnte. Bstieler: "Derzeit sind Cockpit und einder Motoren einer alten Garage in Prägraten abgestellt. Wir hoffen, wir finden einen Platz für eine Ausstellung.!

Zur Geschichte der „Tante Ju“ im Eis:
Mit Tee aus dem Seegras der Polsterung und Keksen überlebten elf Wehrmachtsangehörigen nach der Notlandung einer „Junkers 52“ am 6. Jänner 1944 zwei Tage lang. Dann stiegen drei ab, um Hilfe zu organisieren. Zollwache und Prägrater bargen die Verletzen; der Funker starb. Am 10. Jänner startete vom „Fliegerhorst“ Annabichl eine Bergungsmannschaft für „wichtige Bestandteile des Flugzeugs“. Einiges davon hat die Besatzung allerdings bereits weggebracht. So landeten etwa viele Teile der Verkabelung aus der Maschine in einem Privathaus. 

Serina Babka
Serina Babka
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