Behörde lenkt ein

Wien: Bizarrer Streit um Öko-Sarg begraben

Österreich
08.06.2018 06:58

Der Trend zu Öko- und Fairtrade-Produkten macht auch vor Bestattern nicht halt. Das Unternehmen Memoria in Wien-Hernals hat seit Kurzem einen Sarg aus Rattan, Bananenblättern und Holz im Angebot. Das erste Begräbnis ist nächste Woche geplant. Doch die Premiere der „grünen Leich“ drohte beinahe zu scheitern. „Wir mussten den Behörden erst beweisen, dass der Sarg dicht ist“, so Bestatter Marijan Martinović.

Im Betrieb laufen seit einigen Tagen die Telefone heiß. Immerhin ist das Begräbnis fixiert. Ein verstorbener Wiener liegt bereits im Bio-Sarg eingebettet im Kühlraum. „Die Angehörigen wollen diese Form der Bestattung, weil sie gut zur Einstellung des Mannes passte“, erklärt Martinović.

Bio-Särge in anderen Bundesländern zugelassen
Die Bestandteile des Sargs sorgen dafür, dass der biologische Abbau im Grab schneller als üblich vonstattengeht. Zugleich wird die Umwelt geschont. In anderen Bundesländern sind diese Bio-Särge bereits zugelassen. Doch Wien ist offenbar auch hier anders.

„Ich wurde plötzlich informiert, dass der Sarg nicht den Vorschriften entspricht“, ist Martinović erschüttert. So wurden Zweifel geäußert, ob der Schrein wirklich dicht ist. Der Bestatter vermutet, dass ihn ein Mitbewerber aus Konkurrenzneid angezeigt hat.

Lokalaugenschein brachte Klarheit
Von der zuständigen MA 40 (Sozial- und Gesundheitsrecht) heißt es, dass „man in Kenntnis gesetzt wurde, dass offenbar mit dem Sarg etwas nicht stimmen würde“. Bei einem Lokalaugenschein wurde am Donnerstag mit Wasser die Dichtheit überprüft. Der Öko-Sarg bestand den Test souverän. Am Ende gab es schließlich grünes Licht für das Begräbnis.

Martinović ist erleichtert: „Ich bin froh, dass alles wie geplant stattfinden kann.“ Unterstützung für den Jungunternehmer gab es auch von FPÖ-Gemeinderat Michael Niegl: „Vorschriften sind einzuhalten, aber man sollte innovativen Betrieben nicht unnötige Bürokratie aufbürden.“

Philipp Wagner, Kronen Zeitung

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