Hollywoodschaukel
Ein Star feiert sein Comeback
Den Höhepunkt ihrer Beliebtheit feierte die Gartenschaukel mit den Namen zum Träumen Mitte der 70er Jahre. In keinem Garten, auf keiner Terrasse und sogar auf keinem Balkon durfte sie fehlen. Die Sofas für draußen erstand man auch gleich in einem Stück – das heißt, Auflage und Gestell waren damals noch nicht getrennt. Es galt das Motto: Je bunter, je knalliger, je schriller - umso mehr (gewolltes) amerikanisches Kitsch-Urlaubsfeeling.
Sozusagen ein Stück alter Elvis-Hawai-Filme hautnah zuhause. Und so wie auch die größte Schnulzen-Filmstory letztlich die echte Starqualität des King nicht ganz umbringen konnte, so entschädigte der schaukelnde Relaxing-Effekt der Hollywoodschaukel, verbunden mit dem Ausstieg aus dem Alltag und dem leicht-schwebenden Rückzug ins Land der Jet-Set-Tagträumereien, für so manches allzu buntes Design.
Zu Beginn der 90er Jahre wurde es allmählich stiller um den einst so bunt schillernden Star unter den Gartenmöbeln. Swimmingpools, Gartenteiche mit stylischen Liegen lösten das Kultstück ab. Und wer dennoch nicht darauf verzichten wollte, nahm das gute – und vor allem so bequeme! – Stück zumindest aus dem Rampenlicht des guten Geschmacks und wählte für die Aufstellung einen möglichst stillen Platz – fernab von den Blicken der Nachbarn und Gäste.
Nun hat das Versteckspiel wieder ein Ende und ja, man darf wieder! Hollywoodschaukeln gehören ab sofort wieder zu den angesagten Trendstücken im Freien. Heute stehen allerdings so viele Formen und Designs zur Verfügung, dass sich wirklich jeder sein ganz persönlich gestaltetes Schaukelerlebnis kreieren kann.
Warum heißt die Hollywoodschaukel so?
Schlechte Nachricht für alle US-Fans: Im angeblichen Namens-Geburtsland kennt man die „Hollywoodschaukel“ gar nicht. Zumindest nicht unter diesen Namen. Denn dort heißt sie schlicht-funktionsmäßig „porch swing“, Veranda-Schaukel, und ist im allgemeinen wesentlich einfacher (und dezenter!) gehalten als die bei uns bekannten schwingenden Gartensofas.
Der Erfinder des Entspannungsmöbels ist daher auch nicht bekannt. Im europäischen Raum tauchten solche „schwingenden Gartenbänke“ Anfang 1900 erstmals in England auf.
In den 1950er Jahren erlebte dann die klassische Form der Hollywoodschaukel im gesamten europäischen, und vor allem im deutschsprachigen, Raum ihren Durchbruch. Da diese Schaukel öfters in den damaligen Hollywood-Filmen zu sehen war, kreierten findige Marketingmanager – ganz nach dem stimmigen Motto: Lass dich verschaukeln! - den zugkräftigen, aber falschen, Namen „Hollywoodschaukel“, der schon bald in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommen wurde.
Viel zum Starimage der Schaukel trug auch die österreichische Journalistin Magret Dünser bei, die in den 60er und 70er Jahren für die erfolgreiche ZDF-Fernsehserie „V.I.P.Schaukel“ Prominente des internationalen Jet-Sets öfters auch in einer ebensolchen Hollywoodschaukel zum Interview bat.
Das bequemste Gartenmöbel
Abgesehen vom bunt-colorierten Mythos des Namens ist die „Hollywoodschaukel“ rein technisch gesehen eine Garten- oder Holzschaukel. Ähnlich einer Gartenbank ist sie an einem Gestell befestigt und schwebt leicht (Durchschnitt: ca. 20cm) über dem Boden. Kennzeichnend ist, dass sie sich nach vorne und nach hinten schwingen lässt, wodurch die eigene sanfte Schaukelbewegung entsteht. Einschlägige Experten vergleichen diese Schaukelbewegung gerne mit einer Wiegenbewegung und erklären so den nachgewiesen besonders entspannenden Effekt der Hollywoodschaukel.
Die Schaukel ist überdacht und innen mit Auflagen, Polstern, ausgestattet. Bankgestell und Auflagen können heute getrennt erworben werden. Üblicherweise finden zwei oder drei Personen auf ihr Platz und das gute Stück wiegt im Durchschnitt stolze 100kg.
Die Bank selbst kann aus allen möglichen Materialien bestehen: Von teurem Edelholz, über robustes Edelstahl bis hin zu preisgünstigerem Kunststoff. Dementsprechend groß ist die Preispalette – sie beginnt bei ca. 100 Euro und kann bis 1000 Euro und auch noch mehr gehen.
Besonders wichtiges Ausstattungsstück ist die Schutzhülle, die waschbar und robust sein sollte und derart auch einen guten Winterschutz abgibt
Viele Designs
Hollywoodschaukeln werden im Baumarkt ebenso angeboten wie beim trendigen Edelinnenausstatter. Auch die Anfertigung im Do-it-yourself-Verfahren ist möglich – die Materialien sind günstig zu erwerben, Voraussetzung ist allerdings einiges handwerkliches Geschick und eine gute Bauanleitung.
Entsprechend der neuen Beliebtheit kann heute aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Designs, vor allem bei den Polsterauflagen, gewählt werden. Ob edel-dezent oder klassisch-grellbunt, es entscheidet der Geschmack - und die Brieftasche.
Ein besonders ausgefallenes Stück hat jetzt der deutsche Designer Jochen Schmidden für „Loom Living“ entwickelt: Diese Neuinterpretation der Hollywoodschaukel, gewissermaßen ein umfassendes Ganzkörperlifting der alten Version, bietet bequem zwei Personen zum Liegen Platz, was einmal schon den Vorteil hat, dass so mancher Streitpunkt wegfällt. Ganz neu ist aber die Zweifunktionalität. Das Edelmöbel kann im Sommer als Gartenschaukel oder -bank genützt werden und im Winter als Sofa im Wohnbereich.
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