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12.11.2023

VITAL LEBEN IN DER STEIERMARK

Mit einer funktionierenden Wirbelsäule lässt es sich gut leben

Die meisten von uns können - leider - aus Erfahrung mitreden: Die Schmerzen, wenn die Bandscheiben nicht mehr funktionieren, können höllisch sein, nichts geht mehr im wahrsten Sinne des Wortes. Im fortgeschrittenen Level hilft meist nur noch eine Operation, die wieder volle Beweglichkeit ermöglicht.
Eine Bandscheibenprothese bietet gegenüber der herkömmlichen Stabilisierungsoperationen einen großen Vorteil. Die benachbarten Segmente werden vor Überlastung geschützt und dementsprechende Anschlussdegenerationen damit verhindert. Foto: Andrey Popovstock.adobe.com
Eine Bandscheibenprothese bietet gegenüber der herkömmlichen Stabilisierungsoperationen einen großen Vorteil. Die benachbarten Segmente werden vor Überlastung geschützt und dementsprechende Anschlussdegenerationen damit verhindert. Foto: Andrey Popovstock.adobe.com

Es passiert ganz plötzlich. Ein starker Schmerz im Rückenbereich, der bis in die Beine oder Arme ausstrahlt. Damit einher geht meist ein Kribbeln in den Fingern oder Zehen bis hin zu Lähmungserscheinungen, verbunden mit einem Taubheitsgefühl oder Sensibilitätsstörungen im Arm oder Bein. Etwas anders verhält sich ein chronischer Schmerz, der stetig steigt. In der Regel sprechen Mediziner erst dann von chronischen Schmerzen im Rücken, wenn sie länger als 12 Wochen bestehen bleiben. Die Intensität der Schmerzen kann in diesem Zeitraum jedoch variieren.

Welche Risikofaktoren begünstigen einen Bandscheibenvorfall?

Bei einem Bandscheibenvorfall wirken häufig mehrere ungünstige Faktoren zusammen. Die Abnützung der Bandscheibe ist meist erblich veranlagt, zudem gibt es aber viele selbstverursachte Auslöser. Zu den häufigsten gehören dabei ungesunde Ernährung gepaart mit Übergewicht. Besonders schädlich ist starke Dauerlast wie beispielsweise beim langen Sitzen, besonders in Fehlhaltungen. Überdies ist nicht zuletzt Bewegungsmangel ein wesentlicher Aspekt. Auch eine Schwäche der Rumpfmuskulatur kann einen Bandscheibenvorfall begünstigen. Oftmals sind auch psychische Belastungen wie Stress, Trauer oder Einsamkeit schmerzverstärkende Faktoren.

Was passiert bei der Abnutzung der Bandscheiben?

Wir haben beim Grazer Wirbelsäulenspezialisten Dr. Rainer Gumpert nachgefragt: „Grundsätzlich gilt: Die Bandscheibe dient als Puffer bzw. Stoßdämpfer zwischen zwei benachbarten Wirbeln. Sie bildet mit den zwei Wirbelgelenken eine Bewegungseinheit, um Beugung, Streckung, Seitneigung und Drehung der Wirbelsäule zu ermöglichen. Die Abnützung der Bandscheibe geht mit einer Entzündung, Wasserverlust und Höhenminderung einher, was in weiterer Folge Schmerzen verursachen kann. Vergleichbar mit einem Autoreifen, der Luft verliert und sich über die Reifenwangen ausbeult. Der Faserring, der die Bandscheibe umgibt, wird durch die Abnützung spröde, somit lückenhaft und kann einreißen. Bandscheibengewebe kann austreten oder die Bandscheibe kann sich vorwölben und die Nerven um den Wirbelkanal und die Wirbellöcher bedrängen. Dadurch können starke Kreuz- und Nackenschmerzen entstehen.“

Vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung eines Bandscheibenvorfalls

Die Bandscheibe besteht aus einem Bandscheibenring und aus einem sogenannten Gallertkern. Jede Bandscheibe ist mittels einer Knorpelschicht an den Endflächen des darüberund darunterliegenden Wirbelkörpers befestigt. Jede dieser 23 Bandscheiben hat eine Pufferfunktion, eine Art Stoßdämpfer, um die einzelnen Wirbel zu schützen. Der Kern saugt sich mit Wasser voll, das er von der umgebenden Gewebsflüssigkeit aufnimmt. Die Abnützung der Bandscheibe geht mit einer Entzündung, Wasserverlust und Höhenminderung einher, was in weiterer Folge Schmerzen verursachen kann. Foto: ScieProstock.adobe.com
Die Bandscheibe besteht aus einem Bandscheibenring und aus einem sogenannten Gallertkern. Jede Bandscheibe ist mittels einer Knorpelschicht an den Endflächen des darüberund darunterliegenden Wirbelkörpers befestigt. Jede dieser 23 Bandscheiben hat eine Pufferfunktion, eine Art Stoßdämpfer, um die einzelnen Wirbel zu schützen. Der Kern saugt sich mit Wasser voll, das er von der umgebenden Gewebsflüssigkeit aufnimmt. Die Abnützung der Bandscheibe geht mit einer Entzündung, Wasserverlust und Höhenminderung einher, was in weiterer Folge Schmerzen verursachen kann. Foto: ScieProstock.adobe.com

Rainer Gumpert rät:„Vorbeugend sind Gewichtsreduktion und Aufbau der Muskulatur mit Krafttraining sinnvoll. Wenn sportliche Tätigkeiten im Rückenbereich Probleme bereiten, ist es sinnvoll, dass die Übungen schonend und gleichmäßig ausgeführt werden. Joggen möglichst nur auf weichem Untergrund und in den richtigen Schuhen. Sportarten und Übungen, die mit starken und nicht symmetrischen Belastungen des Rückens verbunden sind, sollten eher vermieden werden. Dazu gehören falsches Heben mit Beugen und gleichzeitigem Drehen. Bei fortschreitender Abnützung bereiten Sport und Bewegung Schmerzen und die Abwärtsspirale beginnt mit Bewegungsmangel, Muskelabschwächung und Gewichtszunahme.“

Wenn die konservativen Therapien nicht mehr helfen

Bei ausgereizter Therapie mit entzündungshemmenden, schmerzstillenden Medikamenten und Infiltrationen kommt oftmals nur eine Operation in Betracht. Als Sportler, Manual Therapeut und Unfallchirurg ist mir das Zusammenspiel von konservativen und operativen Therapieoptionen besonders wichtig. Trainingstherapeutische Maßnahmen, konservatives Schmerzmanagement und operative Verfahren sollen nicht konkurrieren, sondern sich ergänzen, “erklärt Rainer Gumpert. Und: „Erst bei Haltungsschäden oder Nichtansprechen der konservativen Maßnahmen kommt die Chirurgie zum Zug. Bei chronischen Schmerzpatienten, insbesondere mit Beschwerden an der Wirbelsäule, sollen aufeinander abgestimmte Behandlungskonzepte zur Anwendung kommen. Die Kooperation mit Physiotherapeuten, Psychologen und Neurologen, Schmerzspezialisten und vielen anderen Fachdisziplinen ist besonders wichtig und liegt mir sehr am Herzen.“

Operationstechnik nach modernsten Kriterien

Wie muss man sich eine Bandscheibenoperation vorstellen? Rainer Gumpert: ,,Bei einer alleinigen Nervenkompression (Nerveneinengung) durch die Bandscheibenbedrängung kann eine operative Bandscheibenteilentfernung und Erweiterung des Wirbelkanals durchgeführt werden. Letztendlich werden oft Stabilisierungsoperationen (Versteifungen) erfolgreich durchgeführt, was aber in Folge zu einer vermehrten Belastung der Wirbelnachbarsegmente führt. So schreitet oft die Abnützung von Segment zu Segment mit Schmerzen voran.“

Der Einsatz einer künstlichen Bandscheibe zeigt deutlich bessere Ergebnisse. Die Beweglichkeit bei wiederhergestellter Bandscheibenhöhe bleibt erhalten und die Belastung der benachbarten Wirbelsegmente wird geringer. Nach der Wundheilung, die rund 2 Wochen dauert, kann die Aktivität wieder gesteigert werden bis zur Vollbelastung nach ungefähr 6 Wochen. So wird wieder eine verbesserte Lebensqualität bei Vollbelastbarkeit der Wirbelsäule mit uneingeschränkter Beweglichkeit erreicht und der uneingeschränkten Ausübung von Sport und Aktivität im Alltag und Beruf sind keine Grenzen gesetzt.

Künstliche Bandscheibenprothesen gibt es seit Jahrzehnten und wurden immer weiterentwickelt. Verschiedene Modelle sind am Markt. Prinzipiell werden zwei Endplatten mit einem zwischengelagerten Kunststoffkern implantiert, die so das Bandscheibenfach wieder in der Höhe halten und gleichzeitig die Beweglichkeit optimieren. Verschiedene Größen und Höhen werden dem Patienten entsprechend bei der Operation eingepasst, um die natürliche Bandscheibe zu ersetzen und ihre Funktion als Bewegungselement und Stoßdämpfer nachzuahmen.

www.wirbelsaeulenzentrum-graz-ragnitz.at

ZUR PERSON

Dr. Gumpert hat fast 20 Jahre Erfahrung mit der Implantation von Prothesen. Seit 2004 werden von ihm die Operationen durchgeführt und weiterentwickelt. Der Einsatz bei Spitzensportlern bestätigt die hervorragende Funktion und die Möglichkeit der uneingeschränkten schmerzfreien Bewegung. David Trummer bestätigt als Vize-Weltmeister im Downhill nach erfolgreicher Operation mit der Rückkehr zum Profi-Sport schon nach 6 Wochen den Erfolg der künstlichen Bandscheibe. Rückenschmerzen mit drohender Nervenschädigung hätten das Ende der Sportkarriere bedeutet. Heute ist er wieder schmerzfrei, voll belastbar und im Alltag und Sport ohne Einschränkungen. Mehrere hundert Patienten wurden so in den letzten Jahren von Dr. Gumpert und seinem Team erfolgreich behandelt. So konnten oftmals Versteifungsoperationen mit eventuell bleibenden Einschränkungen vermieden werden.