Das freie Wort

Telefonat Trump–Putin

Vor einem Waffenstillstand, und was dann? Die zunächst gute Nachricht ist: Der russische und der amerikanische Präsident haben erstmals stundenlang telefoniert. Auch wenn Putin wie üblich endlos zu seiner Version der russisch-ukrainischen Geschichte monologisiert haben dürfte. Trump hatte angekündigt, er wolle über „Territorien“ (sprich: den Donbass und die Krim) sowie „Kraftwerke“ (sprich: das AKW Saporischschja) und „Ressourcen“ (US-Zugang zu seltenen Erden) sprechen. Der Kreml blieb, wie zu erwarten, öffentlich bei seinen Maximalpositionen: Die Donbass-Oblaste (Cherson, Luhansk, Donezk) und die Krim bleiben als Kriegsbeute, eine Demilitarisierung und „Entnazifizierung“ der Ukraine (sprich: ein moskauhöriges Regime), ein neutraler (sprich: schutzloser) Status für die Ukraine und der russische Zugang zum Hafen von Odessa. Ende der West-Sanktionen und keine Sicherheitsgarantien sowie weder EU- noch UNO-Schutztruppen. Natürlich knickte Putin wegen eines Telefonats mit Trump nach drei Jahren Krieg und hunderttausend Gefallenen nicht ein, zumal er seinen sinnlosen Abnützungskrieg Woche um Woche langsam zu gewinnen scheint – und damit Quadratkilometer gründlich verwüsteter Landstriche. Falls er diese dank Trump behalten kann, darf Russland sie wie seinerzeit in Tschetschenien wieder selbst aufbauen. Zelenskij selbst, dessen Meinung genauso wenig wie die der Europäer gefragt ist, hat einem 30-tägigen Waffenstillstand, der Not gehorchend, im Gegenzug für neuerliche US-Militär- und Aufklärungshilfen zugestimmt. Allerdings gehen ihm die Soldaten aus, während Putin bei seinen ethnischen Minderheiten (Kalmücken, Tschetschenen, Jakuten, Tataren etc.) und nordkoreanischen Zwangssöldnern weiter aus dem Vollen schöpfen kann und seine Kriegswirtschaft von China, Indien, Zentralasien, Serbien und der Türkei weiter beliefert wird. Jetzt wird in Dschidda in Saudi-Arabien wieder verhandelt. Die EU-Europäer schauen von außen weiter zu und zahlen ihre Milliardenbeträge im Verein mit hochtrabenden moralisierenden Durchhalteappellen. Eine kleine Dosis realer Geopolitik täte freilich bitter not.

Mag. Dr. Albrecht Rothacher, Gesandter-Botschaftsrat a. D., Seeboden am Millstätter See

Erschienen am Do, 20.3.2025

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Weitere Leserbriefe
2.12.2025Datum auswählen
Föderalismusreform muss kommen
Mit Stolz und Freude wurde der Abschluss der Verhandlungen zum Stabilitätspakt bekannt gegeben. Schon am Tag darauf möchte sich Herr Hoyos von den ...
Harald Koller
Klopapier und Shrinkflation
Offenbar halten einige Hersteller ihre Kundschaft für bemerkenswert blind – oder zumindest für zu beschäftigt, um nachzuzählen, wie viele Blätter ...
Werner Böhm
„Bruno am Sonntag“
Amerika wurde schon seit geraumer Zeit, dank Trump, von China wirtschaftlich überholt. So ist quasi der Coca-Cola-Santa-Claus verdrängt worden, jetzt ...
Dieter Raidl
Kleine Packerln aus China
Warum hebt man nicht für jede Sendung eine Bearbeitungsgebühr ein? 29 Euro? Damit kann man Zoll-Grenzen so lassen, wie sie sind. Und trotzdem sind ...
Johannes Dornhofer
Kann man Putin trauen?
Ich würde sagen, ja sogar behaupten, dass man weder Putin noch Trump trauen kann bzw. trauen darf. Denn diese zwei haben weder Ehrfurcht vor der ...
Franz Neller
Bundeskanzler
Im Interview hat Herr Stocker gesagt, dass die FPÖ ihre Chance zur Regierungsbildung nicht genutzt hat. Er hat leider vergessen zu erwähnen, dass ...
Leonhard Steiner
Einfach erklärt!
Warum bleiben Strom-, Treibstoff- und Lebensmittelpreise so hoch? Ganz einfach: Weil der Staat an hohen Preisen kräftig mitverdient. Die Politik ...
Werner Pilz
Wo ist unser Bundespräsident?
Ach ja, er ist bei unseren erfolgreichen Fußballern, bei Großveranstaltungen, bei Eröffnungen, bei unsinnigen Konferenzen usw.! Nur zur Lage der ...
Erika Leidlmair
Grundsteuer
Offen gegenüber einer Erhöhung der Grundsteuer zeigt sich Finanzminister Marterbauer, sollten sich die Gemeinden und Länder darauf einigen. Natürlich ...
Stefan Scharl
Bitte um Begnadigung
Das bringt einen schon zum Nachdenken. Auf einmal, nach Jahren des Verhinderns, dass er vor Gericht gestellt wird, bittet Netanyahu bei Israels ...
Georg Culetto
Sinnlose Posten
Alle Parteien, außer der FPÖ, wollen Reform bei politischen Sinnlos-Posten. Vermutlich gibt es bei den Blauen viele davon, wo ordentlich abkassiert ...
Robert Lehmann
Jammer mit der Kammer
Jetzt hat die Wirtschaftskammer eine neue Präsidentin, Martha Schultz. Früher hatten die Wirtschafts- und Arbeiterkammer großes Ansehen. Die österr. ...
Gerhard Jager
Thomas Gottschalk hat Krebs
Die neue Schock-Nachricht, die uns erreicht: Showmaster-Profi Thomas Gottschalk hat Krebs. Niemand ist vor dieser schrecklichen Krankheit gefeit, nun ...
Heinz Vielgrader
Alles Gute!
Nun ist die Katze aus dem Sack, die Karten liegen auf dem Tisch. Gottschalk hat Krebs. Daher waren seine letzten Auftritte hinterfragenswert, da er ...
Franz Umgeher
„Trainerfriedhof“
Schon wieder wurde beim SK Rapid ein Trainer vorzeitig entlassen. Dieses Mal erwischte es den ehemaligen Meistertrainer der Austria und früheren ...
Robert Kindl
Nettozahler
Wenn wir ein Defizit haben, warum sind wir dann noch EU-Nettozahler?
Zita Halper
„Illegale Tierschützer“
Dass Herr ÖKR DI Hoyos als Obmann der Land- und Forstbetriebe Niederösterreichs in der „Krone“ jenen Schweinemastbetrieb verteidigt, in dem vom ...
Franz Weinpolter
U17-WM: Grandios
Herzliche Gratulation dem U17-Team und all seinen Betreuern. Es war ein hervorragendes, engagiertes Endspiel der österreichischen Mannschaft bei der ...
Waltraud Fischer
Forderung: Anhebung Geringfügigkeitsgrenze
Immer mehr Menschen schuften in mehreren Jobs, weil ein Einkommen längst nicht mehr reicht. Und dann greift der Staat zu – mit Abgaben, Anrechnungen ...
Tatjana Jordan
Politische Shrinkflation
Große Packung, weniger Inhalt, gleicher Preis, das nennt man Shrinkflation. Auch in der Politik gibt’s das leider lange schon – viel Blabla und ...
Karl Brunner

Voriger Tag
2.12.2025Datum auswählen
Nächster Tag
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt