Der junge Steirer Thomas Winkler serviert derzeit den wohl besten Wiener Kaffee im Nahen Osten - im österreichischem Hospiz in Jerusalem. Der Seiersberger absolviert hier ein freiwilliges Auslandsjahr. Die "Steirerkrone" hat sich mit ihm bei einer Melange unterhalten.
Wer durch Jerusalem schlendert, durch den Trubel des arabischen Viertels, kann diese Oase der Ruhe fast nicht verfehlen. An der Ecke Via Dolorosa/El-Wad-Straße liegt hinter mächtigen Steinmauern das Österreichische Hospiz zur Heiligen Familie, 1856 bis 1858 gebaut. Einst sollte es den Einfluss des katholischen Österreich in der Gegend sichern und Pilgern Schutz bieten. Heute dient es Geschäftsleuten, Diplomaten und Touristen als Rückzugsort.
Sie gönnen sich dann gern den Spaß, im hauseigenen Wiener Café eine Melange zu bestellen - auf Deutsch, und manchmal sogar auf Steirisch. Zum Beispiel dann, wenn sie von Thomas Winkler bedient werden. Der 19-Jährige aus Seiersberg kam im Sommer 2016 für ein Jahr an diesen geschichtsträchtigen Ort. "Ich habe nach der Matura eine Alternative zum Heeres- oder Zivildienst gesucht", erklärt er. Da war das freiwillige Auslandsjahr für den Absolventen der Gleichenberger Tourismusschule eine spannende Möglichkeit.
Vor der Tür das pralle Leben
Schon der erste Eindruck war stark: "Du kommst herein vom Treiben auf der Straße und hast diese Ruhe, mit dem schönen Garten und dem Wiener Kaffeehaus. Die Gäste lieben die Dachterrasse, da gibt es einen richtigen Postkartenausblick auf die Stadt."
Vor der Tür ist das pralle Leben. "Du hörst fünfmal am Tag den Muezzin rufen, das sorgt für eine ganz eigene Stimmung." Aber auch die anderen Religionen sind präsent. Sowohl der Weg zur Klagemauer als auch der Kreuzweg führen direkt am Haus vorbei.
Am Anfang sei die Familie natürlich skeptisch gewesen, erinnert sich Thomas. "Israel ist ja oft in den Medien, und leider meistens dann, wenn wieder etwas Schlimmes passiert. Da wird in der Zeitung oft übertrieben. Natürlich, der Nahostkonflikt ist nach wie vor nicht gelöst, keine Frage. Aber wenn man dann hierher kommt und das alltägliche Leben sieht, ist es doch ganz anders. Ich habe keine Angst."
Matthias Wagner, Kronen Zeitung
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