Ohne Vorwarnung

Verein überließ Frau aggressiven Herdenschutzhund

Tierecke
15.12.2016 10:26

Gerade im Tierschutz ist gut gemeint nicht automatisch auch gut gemacht. Ein trauriges Beispiel dafür ist der Fall "Dante" - ein Herdenschutzhund, der von einem Tierschutzverein aus Griechenland nach Tirol vermittelt wurde. Es stellte sich allerdings schnell heraus, dass sich der Kaukasen-Do Khyi-Mix derart aggressiv zeigt, dass er nicht einmal ohne Gewehr narkotisiert werden kann. Die Pflegestelle war völlig verängstigt, der Amtstierarzt schritt ein, vom Verein soll keine Hilfe mehr zu erwarten gewesen sein.

Wenn man herrenlose Hunde an gute Plätze vermittelt, ist das durchaus lobenswert. Viele Vereine haben sich auf Vierbeiner aus dem Ausland spezialisiert, die sie in Österreich unterbringen. Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass dabei darauf geachtet wird, dass Hund und künftiger Halter zusammenpassen. Besonders Herdenschutzhunde zeigen oft ein starkes Schutz- und Territorialverhalten und sind keine Rassen für Jedermann.

Pflegestelle konnte Raum nicht mehr betreten
"Dante" ist so ein Herdenschutzhund, nämlich ein Mischling aus Kaukase und Do Khyi. Er wurde von einem Tierschutzverein vor mehr als einer Woche kastriert, noch in Narkose in eine Box geladen und von Griechenland nach Österreich gebracht, wo man ihn einer Tirolerin vermittelte und quasi ohne weitere Aufklärung ins Wohnzimmer stellte. "Ich wollte nach 'Dante' schauen, als er aufgewacht war. Er fletschte er die Zähne und war in Angriffsposition, ein Betreten des Raumes war nicht mehr möglich", so die entsetzte Romana Schennach, die eigentlich etwas Gutes tun wollte. Auch der herbeigerufene Hundetrainer mit mehr als 20 Jahren Erfahrung war sich sicher: Dieser Hund ist eine Gefahr für Mensch und Tier.

Tierschutzverein plötzlich nicht mehr erreichbar?
Der Tierschutzverein, der für die Misere verantwortlich ist, sei nicht mehr bereit gewesen, zu helfen, so Romana Schennach: "Eine Dame reagierte gar nicht, die andere meinte ich hätte doch gewusst, wie 'Dante' ist - dabei war von Aggressivität nie die Rede gewesen." Online sei plötzlich ein Shitstorm über sie hereingebrochen, sie habe wütende Nachrichten von fremden Personen bekommen, so die Tirolerin. Sissy Lippitz, die seit zehn Jahren in Klagenfurt Herdenschutzhunde als Pflegestelle betreut, wurde auf den Fall aufmerksam gemacht: "Frau Schennach war am Telefon verzweifelt und bereits komplett am Ende ihrer Kräfte. Sie flehte mich an, ihr zu helfen und den Hund zu holen." Doch selbst als der Transport organisiert war, konnte "Dante" aufgrund seiner massiven Aggressivität nicht verladen werden.

Hund konnte nur mit Gewehr betäubt werden
"Das nächste Disaster war, dass der Verdacht auf gefälschte Papiere bestand", so Sissy Lippitz. Der Amtstierarzt konnte also den Transport nicht frei geben, ohne Chip und Impfpass zu überprüfen. Keine Chance bei "Dante"! "Es herrschte Gefahr in Verzug, der arme Hund musste mit dem Betäubungsgewehr angeschossen werden", so Lippitz erschüttert. Noch Samstag Nacht wurde der traumatisierte, nicht zugängliche und höchst angstaggressive Hund zur Expertin nach Klagenfurt gebracht. "Wir wissen jetzt auch nicht, wohin mit ihm", so Lippitz, Obfrau des Vereins "Secure Base - Kompetenzförderung für Herdenschutzhunde und Halter" und dankbar für ihre toleranten Nachbarn. Selbst Tierheime sind mit derart schwierigen Vierbeiner überfordert.

Amtstierarzt: "Hat mit Tierschutz nichts zu tun"
Paul Ortner, einer jener Tiroler Amtstierärzte, die mit dem Fall befasst waren, zeigt sich krone.at gegenüber schockiert: "Das ist ein Paradebeispiel für Auslandstierschutz, wie er nicht funktionieren sollte. 'Dante' ist nie und nimmer ein Familienhund, das Vorgehen des Vereins in diesem Fall war verantwortungslos, denn das hat mit Tierschutz nichts zu tun." Für "Dante" soll in der Zukunft ein Gnadenplatz gesucht werden, wo er abgesichert lebt, ohne Artgenossen oder Kinder in der Nähe. Dass dem Tier mit seinem Transport nach Österreich wirklich ein Gefallen getan wurde, ist unwahrscheinlich. Die betreffenden "Tierschützer" waren für krone.at nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

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