Fronten klären
Gerade wenn du in dem Unternehmen bzw. in dem konkreten Team bereits als Mitarbeiter gearbeitet hast, stöße eine Beförderung vom Kollegen zum Chef nicht unbedingt auf ungeteilte Begeisterung. Vielleicht gibt es Kollegen, die meinen, für deinen Job besser geeignet zu sein. Wieder andere gönnen dir einfach deinen Erfolg nicht oder wollen dich als Vorgesetzten nicht akzeptieren, weil sie an deinen fachlichen oder führungstechnischen Qualifikationen zweifeln. Du wirst daher mit etwas Widerstand rechnen müssen.
Andererseits kann es aber auch sein, dass deine Kollegen sich freuen, weil sie meinen, es nun einfacher zu haben als vorher, da du ja "einer von ihnen" bist – vielleicht erwarten sie sogar eine deutliche Verbesserung ihrer Situation. Hier für Motivation zu sorgen, Leistungen einzufordern und auch Abfuhren zu erteilen, ist nicht unbedingt einfach. Denn du bist nun keiner mehr von "ihnen". Du hast nun eine stärkere Verpflichtung dem Unternehmen gegenüber.
Vom Mitarbeiter zur Führungskraft
Deine Aufgabe besteht nunmehr weniger in fachlich-inhaltlichen Themen als vielmehr darin, deine Mitarbeiter zu lenken und zu leiten. Du hast eine größere Ziel- und Ergebnisverantwortung. Diese neue Rolle musst du dir selbst vor Augen halten und sie annehmen. Es wird nun Stärke und Vorbildwirkung von dir erwartet. Auch musst du in der Lage sein, dich durchzusetzen. Mache dir bewusst, dass es einen Grund gibt, warum gerade du befördert wurdest – und die anderen nicht. Achte jedoch darauf, nicht arrogant und überheblich zu wirken. Alte Freundschaften können und sollen sogar weiter bestehen bleiben, auch eine Rückkehr vom Du zum Sie ist falsch.
Beobachten
Strecke daher zu Beginn einmal deine Fühler aus und versuche herauszufinden, wer wie reagiert. Wer sind deine Unterstützer, auf wen musst du aufpassen? Welche Dinge funktionieren gut, welche plötzlich nicht mehr? Dann gilt es, zu reagieren. Du solltest keinen Konflikt provozieren, denn Widerstand erschwert dir das Vorankommen. Sprich jedoch an, was dir aufgefallen ist, und mache deine Erwartungshaltung klar. Du sitzt am längeren Hebel – das sollte klar sein und erleichtert deine Position.
Kläre die neuen Richtlinien, definiere, was gleich bleibt und was sich ändert, und setze dich durch. Auch solltest du an Schlüsselbeziehungen arbeiten: Wer ist besonders wichtig für die Stimmung im Team, wer ist Meinungsbildner? Diesen Personen solltest du besonderen Respekt und Vertrauen entgegenbringen und sie damit auf deine Seite ziehen. Achte jedoch darauf, trotzdem keinen Zweifel an deiner Vorgesetztenposition aufkommen zu lassen. Gerade Meinungsbildner im Team müssen dich als Chef wahrnehmen.
Weiters hilfreich kann ein gemeinsames Gespräch mit den Kollegen und einem übergeordneten Vorgesetzten sein, in dem dieser klarmacht, warum die Beförderung zu deinen Gunsten entschieden wurde und warum die anderen Kollegen in jenen Positionen wichtig sind, die sie innehaben.
Methodiken aneignen
Für das Wahrnehmen deiner Aufgaben wird notwendig werden, dass du dir Routinen für den Austausch mit deinen Mitarbeitern überlegst: Teamsitzungen, Einzelgespräche, Jahres- oder Quartalsgespräche. Was in welcher Häufigkeit sinnvoll ist, zeigt sich oft nach dem Prinzip Versuch und Irrtum.
Ebenfalls wichtig ist, dass du rasch zu einer Routine bei der Entscheidungsfindung bzw. dem Abstecken von Kompetenzen findest: Wie viel sollen oder dürfen deine Mitarbeiter selbst entscheiden, über welche Vorkommnisse oder Fragen willst du informiert werden, soll die Kommunikation schriftlich oder mündlich erfolgen, etc.
Sei dir weiters bewusst, dass alles, was du als Vorgesetzter sagst oder tust, einen gewissen Eindruck bei deinen Leuten hinterlässt. Die Gesprächskultur zwischen Vorgesetztem und Mitarbeitern kann ein Auslöser für extreme Unzufriedenheit bei den Mitarbeitern sein und zu hoher Fluktuation führen. Eine respektvolle, aber bestimmte Kommunikation sollte das Zielbild sein.
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