"Commander in Chief"

Sturm “Sandy” könnte Obama zum Wahlsieger machen

Ausland
30.10.2012 21:50
Die Nacht auf Dienstag, in der an der Fackel der New Yorker Freiheitsstatue das Licht ausging, könnte entscheidend für die US-Präsidentschaftswahl gewesen sein. Acht Tage vor dem Urnengang schlug die Stunde von Barack Obama als oberster Krisenmanager. Jeder kann es sehen, jeder kann es hören. Mitt Romney ist weg vom Fenster. "Krone"-Redakteur Kurt Seinitz berichtet aus den USA.

Nur allmählich kehrt in der Geisterstadt Washington wieder das Leben ein. Im Weißen Haus neben meinem Hotelfenster hat der Führer der Nation die Zügel fest in die Hand genommen. In diesen Stunden ist er nicht mehr der Präsidentschaftskandidat, sondern der "Commander in Chief". In solchen Schicksalsstunden steht die Nation eng zusammen und blickt mehr denn je auf die lenkende Hand im Weißen Haus. Und das nationale Trauma des Untergangs von New Orleans sitzt tief in der Seele der Amerikaner. Es war Obama gewesen, der danach George Bushs Republikanern das Versagen um die Ohren knallte.

Jetzt kommt noch große Bewährungsprobe
Obama tritt gerade den großen Beweis an, dass er nicht jener windelweiche Schwächling, Zögerer, Zauderer, Versager ist, als den ihn die Propaganda der Republikaner abstempelt. Seine große Bewährungsprobe kommt aber erst, wenn es gilt, im Krisengebiet die Rückkehr zum normalen Leben zu organisieren: die Versorgung der Opfer, die Herstellung der Stromversorgung, der Transport von Lebensmitteln und vor allem von Trinkwasser.

Das Weiße Haus wird nicht müde, die bisherigen Leistungen der Katastrophenschutzbehörde FEMA zu propagieren: Fünf Millionen Liter Trinkwasser, drei Millionen Mahlzeiten, eine Million Decken, 100.000 Feldbetten sind zu den Betroffenen unterwegs. Mit gespielter Entrüstung schmetterte Obama die Frage eines Journalisten ab, wie es jetzt im Wahlkampf weiterginge: "Ich mache mir jetzt keine Sorgen um die Auswirkungen des Sturms auf die Wahl; ich mache mir Sorgen um die Auswirkungen auf die Familien, auf unsere Rettungskräfte, auf unsere Wirtschaft. Jetzt gilt es vor allem, Leben zu retten."

Romney warnt vor umherfliegenden Wahlständern
Da ist Romney abgemeldet. Er warnt vor umherfliegenden Wahlständern. Und er wird von seiner Vergangenheit eingeholt, als er im Vorjahr die Abschaffung der gerade jetzt so wichtigen FEMA gefordert hatte: Ihre Aufgaben sollten von Bundesebene auf die Staatenebene übergehen oder am besten der Privatwirtschaft überlassen werden. Die Demokraten zögern jetzt nicht damit, diese und ähnliche Romney-Sager unter die Leute zu bringen.

Sogar Republikaner-Lob für Obama
Bis zur Wahl sind es nun nur noch wenige Tage - und selbst aus dem Lager der Republikaner ist Lob für Obama zu hören. "Der Präsident war großartig, ich habe gestern drei Mal mit ihm telefoniert, zuletzt hat er mich um Mitternacht angerufen und gefragt, was wir brauchen", sagte Chris Christie, Gouverneur des Bundesstaats New Jersey und Romney-Parteifreund. Der Einsatz Obamas verdiene "große Anerkennung". Christie gilt allerdings als Aspirant auf die republikanische Präsidentschaftskandidatur in vier Jahren - sollte Romney verlieren.

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