Zum 38. Mal wurde am Samstag in Graz der Kleinkunstvogel verliehen. Der Kabarett-Nachwuchspreis hat bereits den Karrieren von Michael Mittermeier oder Paul Pizzera einen Schub verliehen. Am Samstag landete sowohl der Jury-Vogel als auch der „Steirerkrone“-Publikumsvogel im Schoß von Thomas Gassner.
Fast hätte Thomas Gassner es nicht rechtzeitig zu seinem Auftritt beim Finale des Kleinkunstvogels am Samstag im Grazer Theatercafé geschafft. Der gebürtige Tiroler stand am Weg in die Steiermark am Deutschen Eck im Stau - doch vielleicht war es gerade dieses Malheur, das dem bekennenden Misanthropen den letzten Kick für seinen Auftritt gegeben hat. „Wissen Sie, ich mag einfach keine Menschen“, gesteht er ehrlich.
„Mich kann niemand canceln“
Und in seinem Hass macht er auch keine Unterschiede - etwa zwischen Hetero und Homo, oder zwischen In- und Ausländern. „Toxische Männlichkeit“ hasst er genauso wie „botoxische Weiblichkeit“. Mit derartigen verbalen Spitzfindigkeiten schlägt sich der Tiroler in seinem 15-minütigen Finalbeitrag pointenreich durch die Minenlandschaft der Politischen Korrektheit und ist sich dabei stets sicher: „Mich kann niemand canceln, weil mir alle egal sind.“
Mit diesem überzeugenden Mix aus smarten Wortspielen und frecher Unverfrorenheit konnte sich Gassner sowohl beim Publikum als auch bei der Jury durchsetzen. Das Resultat: Sowohl der Kleinkunstvogel als auch der „Steirerkrone“-Publikumsvogel landeten heuer in seinem Schoß: „Das ist jetzt ein Witz, oder?“ lautet seine erste Reaktion.
Gegen starke Konkurrenz durchgesetzt
Schließlich will dieser Doppel-Gewinn etwas heißen, denn das Finale mit insgesamt sechs Teilnehmern war mehr als gut besetzt: Niccolo Loro Ravenni etwa verzauberte das Publikum mit italienischem Charme und dem Willen, ein vorbildlicher „Austriaco“ zu werden. Gerald Markovic wiederum fabulierte sich fabulös durch die Grazer Bezirke und erklärte, warum er eigentlich in keinem von ihnen leben will. Tare spielte gekonnt mit den Klischees zu seiner Herkunft - die Mutter ist aus Schladming, der Vater aus Afrika, da gibt es also doppelt Grund fürs Lachen über Vorurteile. Weilich J. Grossbin wiederum reimte sich gekonnt durch seine Midlife Crisis. Und das Duo Coleija verpackte in seine Songs nicht nur eine humorige Abrechnung mit Alpha-Männern, sondern auch sozialkritische Töne über das Schicksal einer alkoholkranken Mutter.
Es kann also durchaus sein, dass mehrere Finalisten des heurigen Kleinkunstvogels in Zukunft regelmäßig auf den Kabarettbühnen dieses Landes landen. Thomas Gassner jedenfalls hat sich mit seinem Sieg schon einmal eine dreitägige Spielserie im Herbst im Grazer Theatercafé gesichert. Wir gratulieren!
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