In einem großen, vom Bundesministerium in Auftrag gegebenen Projekt erprobt die Pilotregion Ötztal neue Wege in der autofreien Anreise der Gäste. Nach vier Jahren intensiver, von der Uni Innsbruck geleiteten Arbeit ist man bereits in der Umsetzungsphase für die Mobilität der Zukunft.
Wie etwa im Außerfern oder im Gurgltal haben auch im Ötztal die Menschen die Nase voll von Staus. Immer noch reisen rund 80 Prozent der Gäste mit dem Auto und nur zehn Prozent mit der Bahn an. Wohl wissend um diesen Problemherd stellte sich die Tourismusdestination bereits 2019 einem Projekt des zuständigen Ministeriums zur Verfügung.
„Ultimob“ heißt das Leitprojekt, das sich äußerst umfangreich und wissenschaftlich vier Jahre lang und in vier Regionen mit der Mobilität der Zukunft beschäftigte. Stellvertretend für die gesamte Tourismusbranche arbeitete die Uni Innsbruck als Projektleiter mit ihren Partnern Ötztaler Verkehrsgesellschaft, Verkehrsverbund Tirol (VVT) und der Mitfahrplattform „Ummadum“ an neuen Konzepten für einen Urlaub ohne Auto.
Gepäck und „letzte Meile“ Argumente gegen Bahn
„Am Anfang standen umfangreiche Befragungen“, führte Mobilitätsforscher Markus Mailer in der Abschlussveranstaltung aus, „Argumente gegen die Anreise mit der Bahn waren der Transport von Gepäck und Sportgeräten und die sogenannte erste oder letzte Meile.“ Dass die Busse ins Ötztal bereits halbstündig getaktet sind, sei im Nachhinein ein Glücksfall. Und man ist bereits in die Umsetzung der Lösungen gegangen: Als Basis wurden „multimodale Knoten“ in Sölden am Postamt und bei der Gaislachkogelbahn installiert – ein Zentrum aller verschiedenen Arten von Verkehrsmitteln.
„Hier stehen auch interaktive LED-Bildschirme als Informationsplattform“, ergänzt „Ötztaler“-Chef Franz Sailer. Auch die logistische Voraussetzung für den Gepäcktransport wurde geschaffen. „Wir haben zentral in Sölden zehn Boxen zur Aufbewahrung von Fahrrädern und Gepäck aufgestellt, unkompliziert buchbar über eine App“, erläuterte Alexandra Medwedeff vom VVT.
„Ummadum“ soll Lücke schließen
Und zur Unterkunft? „Ride-Sharing“ heißt das Zauberwort, das die aufstrebende Mitfahrbörse „Ummadum“ in die Realität umsetzt. Die Community sei bereits auf rund 500 angewachsen. Lebensraummanager Raphael Kuen: „Von Anfang Februar bis jetzt hatte die Mitfahrbörse 1400 Aktivitäten.“
Die Übertragbarkeit der Lösungen auf andere Regionen in Österreich war ebenso ein wichtiger Aspekt wie die Vorteile, die sich für die Mobilität in den Regionen insgesamt ergeben. Auch die Bevölkerung und die Mitarbeiterschaft werden von den neuen Entwicklungen profitieren, ist die Seilschaft überzeugt. „Anreiser“ mit der Bahn sollen also statistisch nicht mehr „Ausreißer“ sein.
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