Die heimische Fußballwelt hielt im September den Atem an - nach einem Zweikampf lag Frohnleitens Christoph Isenburg sieben Wochen im Koma. Jetzt kämpft er sich ins Leben zurück.
Weihnachtswunder. Ein Begriff, der gerade in Zeiten wie diesen fast schon inflationär verwendet wird. Die Geschichte von Christoph Isenburg kommt dem Kern dieses Begriffs jedoch ziemlich nahe. Sein Schicksal ist tragisch wie schön zugleich und vereinnahmt auch alle Grautöne und Nuancen, die dazwischen liegen. „Ja, im Grunde ist es ein Wunder, dass er noch am Leben ist“, hält Mutter Silvia fest.
„Kann mich an nichts erinnern“
Am 16. September verlor der Kapitän des SV Frohnleiten im Oberligamatch gegen Rein nach einem Zweikampf das Bewusstsein. „Ich bin dann zwar noch kurz zu mir gekommen, kann mich aber an nichts, was an diesem Tag passiert ist, erinnern“, erzählt der 34-Jährige. Im LKH Graz wurde eine „spontane Einblutung ins Gehirn“ festgestellt, Isenburg wurde sofort notoperiert. Und plötzlich spielte der Publikumsliebling seines Heimatvereins nicht mehr um Tore und Punkte, sondern um sein Leben.
Sieben Wochen befand er sich nach der Operation im Koma. Und als er aufwachte, war für den Sportler plötzlich alles anders. „Isi“, wie er von Freunden, Mit- und Gegenspielern nur genannt wird, musste erst wieder sprechen lernen - auch all seine motorischen Fähigkeiten waren weg. Dazu hat er 20 Kilo abgenommen.
Bei Lebensgefährtin Marina hat sich in dieser Zeit besonders der 30. Oktober eingebrannt. „Unser Sohn feierte an diesem Tag seinen sechsten Geburtstag und Christoph lag da noch im Koma. Luca war natürlich sehr traurig, dass der Papa nicht da war. Doch dann ist überraschend die komplette Mannschaft von Frohnleiten bei uns aufgetaucht und hat mit ihm gefeiert - das wird er und werde auch ich niemals vergessen.“
Tägliche Physiotherapie
Im Neurologischen Therapiezentrum Kapfenberg schuftet Isenburg jetzt täglich mit dem hervorragenden Team aus Ärzten und Physiotherapeuten für seine Rückkehr ins Leben. Motorisch hat er bereits große Fortschritte gemacht, kann sogar wieder gehen. „Ich war körperlich wohl doch nicht so schlecht beinander, wie mir das viele meiner Trainer oft erklärt haben“, ist der begeisterte Rapid-Fan sogar schon wieder am Schmähführen.
„Wenn ich mitbekomme, wie andere hier im Spital zu kämpfen haben, geht es mir gar nicht so schlecht.“
Christoph Isenburg
Dabei hat er noch mit einem ziemlich großen Handicap zu kämpfen. Aufgrund einer Glaskörperblutung kann er aktuell nicht richtig sehen, nimmt nur Schatten wahr. „Aber, wenn ich mitbekomme, wie andere hier im Spital zu kämpfen haben, geht es mir gar nicht so schlecht. Und ich bin guter Dinge, dass sich auch dieses Problem auflösen wird.“ Isenburg ist glücklich, noch am Leben zu sein - die Gesundheit habe jetzt natürlich oberste Priorität. „Aber mein großes Ziel ist es, noch einmal auf dem Platz zu stehen und zumindest ein Abschiedsspiel mit all meinen Wegbegleitern zu bestreiten.“
Die Unterstützung seiner Mannschaft ist dem „Capitano“ dabei sicher: „Isi ist ein Kämpfer und wir werden ihn als Verein mit allen Kräften unterstützen. Wir wären überglücklich und stolz, wenn er uns noch einmal als Kapitän aufs Feld führen würde“, sagt Trainer und Ex-Sturm-Kicker Patrick Wolf. Dann müsste man über den Begriff „Wunder“ wohl auch endgültig nicht mehr diskutieren.
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