Kaum ein Trainer in der deutschen Bundesliga genießt einen derartigen Kultstatus wie Freiburgs Christian Streich. Einen Grund dafür kennt „Krone Vorarlberg“-Autor Harald Petermichl: „Streich hat aus seinem Herzen noch nie eine Mördergrube gemacht!“ Dafür wurde der 58-Jährige nun mit einem speziellen Preis geehrt.
Beim von der Zeitschrift „France Football“ ins Leben gerufenen „Ballon d’Or“ hält sich die Spannung, wer sich die schmucke Trophäe in seinen maßgeschreinerten Schrank stellen darf, seit vielen Jahren in mehr als engen Grenzen, denn seit 2008 (!) heißen die Preisträger in schöner Regelmäßigkeit entweder Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo und lediglich Karim Benzema und Luka Modric war es zwischendurch gelungen, diese Phalanx des Ewiggleichen zu durchbrechen. Ob mit den aktuellen Arbeitgebern al-Nassr FC (Ronaldo) und Inter Miami (Messi) diese eintönige Serie weiter fortgesetzt werden kann, muss sich zeigen, aber zumindest dem Club aus der saudi-arabischen Hauptstadt Riad ist es durchaus zuzutrauen, Mittel und Wege dafür zu finden.
Ehrung für Kulttrainer Streich
Da ist der vom DFB gestiftete Julius-Hirsch-Preis schon deutlich relevanter, weil damit außerhalb der Hochglanz-Fußballblase Personen und Organisationen geehrt werden, „die in besonderer Weise ihre gesellschaftliche Position nutzen, um sich für Freiheit, Toleranz und Menschlichkeit einzusetzen“. In Erinnerung an den 1943 im KZ Auschwitz ermordeten deutschen Nationalspieler Julius Hirsch, der 1933 wie alle Fußballspieler jüdischer Herkunft aus seinem Verein ausgeschlossen worden war, ging die diesjährige Auszeichnung an den Verein Athletic Sonnenberg aus Chemnitz, der sich für Antidiskriminierung und Diversität einsetzt, sowie an ASA-FF (ebenfalls aus Chemnitz) für sein Engagement gegen Rassismus und Rechtsradikalismus. Den in unregelmäßigen Abständen vergebenen Ehrenpreis hat die Jury diese Woche Christian Streich zugesprochen.
Auch andere hätten die Chance
Mehr als verdient, denn der Coach des SC Freiburg hat aus seinem Herzen noch nie eine Mördergrube gemacht, wenn es um gesellschaftlich relevante Themen ging. Auch nicht bei der Preisverleihung, wo er unter anderem sagte: „Wenn ich höre, dass Politiker aus der sogenannten deutschen Mitte von importiertem Antisemitismus reden, dann ist das mehr als unverantwortlich. (…) Damit wird suggeriert, dass die muslimischen Menschen, die bei uns leben, einfach aus dem Land müssten. Dann hätten wir keinen Antisemitismus mehr. (…) Und das ist hochgradig inakzeptabel und gefährlich.“ Derlei Aussagen, gepaart mit der ihm eigenen Bescheidenheit, machen den Sohn eines Metzgers aus Eimeldingen zu einem außergewöhnlichen Menschen, der die große Bühne des Fußballs konsequent nutzt, um Stellung zu beziehen. Alle seine Kollegen hätten diese Chance ebenfalls, nutzen sie aber leider kaum. Was für ein Glück, dass es Christian Streich gibt.
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