Von Draken bis Corona

Ausstellung: So wurde Graz zur Stadt des Protests

Steiermark
07.10.2023 16:00

Draken, Murkraftwerk, Corona und Klimakleber: Eine neue Ausstellung im GrazMuseum macht sich auf die Spuren der steirischen Protestbewegungen von 1945 bis heute.

Befragt man das Grazer Straßenamt, so finden in der steirischen Landeshauptstadt im Schnitt zwei Demos pro Tag statt - von kleinen Kundgebungen bis zu Massenumzügen. Es ist also ein großer Fundus an Protesten, der sich seit 1945 in Graz angehäuft hat - auf die größten und wichtigsten davon blickt das GrazMuseum in seiner neuen Ausstellung zurück.

Direkt nach Kriegsende gingen die ersten Bürger in Graz auf die Straße und forderten: „Nie wieder Faschismus!“ „Seitdem gibt es eigentlich eine konstante Protestkultur“, sagen die Kuratoren Bernhard Bachinger und Annette Rainer.

Größte Grazer Demo mit 25.000 Teilnehmern
1950 etwa kommt es zu Besetzungen von Wohnungen, 1959 streiken die Straßenbahner und erzwingen bessere Löhne, und 1973 verhindert eine Bürgerinitiative, dass die Pyhrnautobahn durch das Stadtgebiet geführt wird - alternativ kommt der Plabutschtunnel.

Später treiben auch Proteste für eine fahrradgerechte Stadt oder gegen die Stationierung von Draken, für mehr Klimaschutz oder gegen das Bettelverbot die Massen auf die Straßen. Die allergrößte Demo ist jene gegen die Corona-Maßnahmen am 27. November 2021 mit geschätzten 25.000 Teilnehmern.

Auch kleine Demos können große Wirkung haben
„Aber eine Demo muss nicht unbedingt groß sein, um etwas zu erreichen“, erklärt Rainer. So benötigte es etwa nur eine kleine Gruppe von Menschen mit Behinderung, die auf die Straße gingen, um ihre rechtliche Situation verbessern und so mehr Selbstbestimmung erreichen zu können.

Und auch Proteste, die ursprünglich ohne Erfolg blieben, können, auf lange Sicht gesehen, Wichtiges erreichen: „Die Proteste gegen das Murkraftwerk konnten den Bau nicht verhindern. Aber heute ist das Bewusstsein für den Erhalt der Natur entlang der Mur sicher höher“, sagt Rainer.

Gutes Klima mit Exekutive
Was ist besonders an der Grazer Protestkultur? „Uns wurde berichtet, dass es ein gutes Klima zwischen Protestierenden und Exekutive gibt und weniger Zwischenfälle gemeldet werden als in anderen Städten“, erklärt Bachinger. „Und durch das Forum Stadtpark und den steirischen herbst gibt es eine starke Verbindung zur Kulturszene“, ergänzt Rainer. So seien es vor allem die „Skandale“ des herbst und die Gegendemos, die diese provozierten, die Graz als Stadt des Protests auch international immer wieder in die Schlagzeilen brachten.

Generell sieht das Kuratoren-Duo Proteste als wichtig an: „Sie sind Zeichen für eine lebendige Demokratie und einen aktive Zivilgesellschaft“, erklären sie. Mit mehr als 40 Aktivisten haben sie für ihre sehr sehenswerte Schau geredet, die bis 14. April 2024 zu sehen ist.

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