Dass die Tiroler Straße zwischen dem deutschen Bayrischzell und dem Tiroler Thiersee saniert wird, macht das Pendeln für die Einwohner der umliegenden Gemeinden in den nächsten Wochen ungemütlich. Für knapp vier Wochen ist die Straße komplett dicht. Auf beiden Seiten der Grenze herrscht darüber Unmut.
Die Ortskerne von Thiersee und Bayrischzell in Deutschland trennen eigentlich eine Staatsgrenze sowie lediglich 18 Kilometer und gleich viele Minuten Fahrzeit mit dem Auto. Doch mit kommender Woche ist die Staatsstraße 2075 knapp vier Wochen lang komplett gesperrt: Eine Sanierung des Fahrbahnbelages ist bitter nötig – und stößt Thierseern und Bayrischzellern sauer auf.
Ortschaften sind eng miteinander verbunden
„Unsere Gäste kommen zu 80 Prozent aus den bayrischen Nachbardörfern“, sorgt sich etwa Wirtin Sabine Erhart aus Thiersee um Kundschaft. Bayrischzeller tanken in Tirol, der Bäcker im deutschen Nachbarort versorgt Thiersee mit Brot, Pendler queren die Grenze am Weg zur Arbeit. Der Umweg, der für sie alle notwendig wird, frisst Zeit und Sprit (siehe Karte). Wer ganz hinten in Landl wohnt und nach Bayrischzell pendelt, fährt demnächst knapp 100 Kilometer pro Tag.
Entsprechend schlecht sei die Stimmung im Ort, schildert Thiersees Bürgermeister Rainer Fankhauser. Sorgen machen ihm auch mögliche Murenabgänge auf die Straße nach Kufstein: „In den letzten zwei Monaten hatten wir zwei Totalsperren. Wenn das wieder passiert, sind wir von der Außenwelt abgeschnitten.“ Dazu heißt es aus dem Büro von Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ), dass die Bauarbeiten notfalls unterbrochen werden könnten, um die Zufahrt zu ermöglichen.
Wut über späte Info und unnachgiebiges Bauamt
In Bayrischzell versichert man dasselbe. Dort leiden vor allem die Wenigen, deren Häuser an der Baustelle liegen: Mal schnell in den Ort fahren kostet eine Stunde – oder Bewegung, denn der Radweg ist offen. Für die Schulkinder hat sich die Gemeinde etwas einfallen lassen, ebenso für die Bauern, die ihr Vieh ins Tal holen müssen.
Lösungen mussten recht kurzfristig her, auch wenn die Aviso für die Baustelle schon im Frühsommer kam: „Wir konnten nicht herauslesen, dass es eine Vollsperre ist“, erklärt Josef Acher von der Gemeinde Bayrischzell.
Die Stimmung im Ort ist sehr schlecht, weil die Straße wichtig ist für den Pendlerverkehr. Wenn die Straße nach Kufstein gesperrt wäre, ist sie die einzige Ausweichmöglichkeit.
Rainer Fankhauser, Bürgermeister von Thiersee
In Thiersee wusste man gar nichts, schäumt der Bürgermeister: „Ich habe von der Sperre von Anrainern erfahren. Eine offizielle Bestätigung kam erst diesen Montag per Mail.“ Fankhauser ist „entsetzt“, dass die bayrische Verwaltung trotz Intervention beider Gemeinden nicht von der Vollsperre absieht. Doch Tirol hat nichts zu sagen, da es sich um ein deutsches Projekt handelt. „Eine Absprache von Straßensperren ist generell nicht üblich, sofern nicht Hauptverkehrsrouten betroffen sind“, sagt dazu das Land.
Arbeitsschutz macht einseitige Sperre unmöglich
Dass gleich beide Spuren gesperrt werden, gebieten deutsche Arbeitsschutzrichtlinien, weil die Straße so eng ist, erklärt das zuständige Staatliche Bauamt Rosenheim dazu.
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