Dzevad Karahasan

Der weise Wanderer zwischen den Welten ist tot

Steiermark
19.05.2023 18:01

Der vielfach ausgezeichnete bosnische Schriftsteller Dževad Karahasan ist 70-jährig in seiner Wahlheimat Graz verstorben. Ein großer Verlust für die internationale Literaturwelt, die den wortgewaltigen Formulierer und weisen Beobachter überaus schätzte.

Der 1953 in Duvno geborene Dževad Karahasan war wohl der bedeutendste Autor Bosniens. Er entstammte einer muslimischen Familie, wurde aber schon früh von Franziskanern unterrichtet. Wegen des Balkankrieges musste er 1993 aus Sarajewo flüchten und kam 1996 als Stadtschreiber nach Graz, wo er bis zuletzt teilweise lebte. Als Grund nannte er einmal in einem „Krone“-Interview: „Von Sarajewo aus gesehen ist Graz die erste Stadt in der westlichen Welt. Als ich als Stadtschreiber hierhergekommen bin, hat sich zuerst meine Frau in Graz verliebt. Was mich schon immer angesprochen hat, ist, dass dies eine Stadt der Literatur ist. Es gibt zwar heute viel weniger Buchgeschäfte, als damals, als ich gekommen bin. Aber es gibt immer noch sehr viele gute Leser hier.“

Renommierter Autor
Karahasan
wurde Gastdozent an verschiedenen europäischen Universitäten und lehrte dabei unter anderem in Salzburg. Zugleich wurde er zunehmend als Literat ernst genommen und erfolgreich. Zu seinen wichtigsten Werken zählen „Sara und Serafina“ (2000), „Der Trost des Nachthimmels. Roman in drei Teilen“ (2016) und 2019 der Erzählungsband „Ein Haus für die Müden“. Erst heuer erschien bei Suhrkamp „Einübung ins Schweben: Eine ethische und existentielle Grenzerfahrung vom literarischen Chronist Sarajevos“.

<Überdies waren Theaterarbeiten von >Karahasan an verschiedenen Häusern in zahlreichen Ländern zu erleben. „Al-Mukaffa“ erlebte beispielsweise 1994 am Wiener Theater Akzent seine Uraufführung, „Der Gesang der Narren von Europa“ im selben Jahr im Künstlerhaus Salzburg. „Povuceni Andjeo“ war 1995 beim Donaufestival in Krems zu sehen, „Die Fremden“ 2001 im Wiener Theater des Augenblicks. Und 2014 brachte das Schauspielhaus Wien sein „Prinzip Gabriel“ zur Uraufführung.

Zwischen zwei Welten
Nach dem Krieg näherte er sich wieder seiner Heimat an, wurde Dramaturg am Nationaltheater in Sarajewo. Doch auch Graz blieb er eng verbunden. Zahlreiche Auszeichnungen würdigten den so wortgewaltigen wie weisen Autor: etwa der Bruno-Kreisky-Preis, der Franz-Nabl-Preis und der Goethepreis. Ein großer Verlust!

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