Terrassenhaussiedlung

Grazer „Betonklotz“ als Vorbild für den Wohnbau

Steiermark
16.05.2023 13:00

Sie ist eine Architektur-Ikone und gehört zu den begehrtesten Adressen in Graz - nun soll die Terrassenhaussiedlung in St. Peter unter Denkmalschutz gestellt werden.

Man liebt sie oder man hasst sie - dazwischen gibt es nicht viel. Jene Menschen, die in dieser außergewöhnlichen Siedlung leben, lieben sie; wird eine der 531 Wohnungen frei, stehen die Bewerber Schlange. Woran das liegt? Zum Großteil an der klugen Planung, die zur Mitte der 1960er-Jahre unglaublich visionär war. Damals haben sich die jungen Architekten Eugen Gross, Friedrich Groß-Rannsbach, Werner Hollomey und Hermann Pichler im Umfeld des Forum Stadtpark zur Werkgruppe Graz zusammengefunden und über das Wohnen der Zukunft nachgedacht. Herausgekommen ist dabei auch dieses Mega-Projekt, dessen Qualität bis heute unumstritten ist. Geplant wurde es nach den Grundkonzepten Offenheit und Demokratie mit einem Mitspracherecht der künftigen Bewohner - sowie mit Terrassen, Dachgärten, Grünflächen und Wegverläufen.

Hindernisse beim Bau
Einfach war die Umsetzung freilich nicht. Zuerst fand sich lange kein Bauherr, und so konnte erst 1972 mit der Realisierung begonnen werden. 1975 war der erste Teil der Siedlung fertig, 1978 der zweite Abschnitt. Eine Explosion der Baukosten auf mehr als das Doppelte von ursprünglichen Plan und die brutalistische Gestaltung mit den Sichtbeton-Fassaden sorgten für allerlei Aufregung.

Die Bewohner der Siedlung fühlten sich in den Wohnungen allerdings von Anfang an wohl, und als das Grün langsam den „Betonklotz“ eroberte, sprach auch die äußere Erscheinung immer mehr Menschen an.

Denkmalschutz
Mittlerweile hat auch das Bundesdenkmalamt die Bedeutung dieses herausragenden Wohnbaus aus den 1970ern erkannt und möchte die nahezu zur Gänze erhaltene Anlage unter Denkmalschutz stellen. Das freut nicht alle Bewohner, denn Änderungen jedweder Art könnten so schwieriger werden. Doch die Interessensgemeinschaft der Siedlung unter Wilhelm Himmel setzt auf Vermittlung und sucht das Gespräch.

Schließlich liegt vieles, was das Denkmalamt will, seit jeher auch im Interesse der Wohnungseigentümer. Beim Rest, etwa einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach, setzt man auf Kompromisse. Eine Entscheidung wird also bald einmal fallen.

Fakten

  • 531 Wohnungen in 24 Varianten zwischen 45 und 150 Quadratmetern finden sich in den vier Siedlungsblöcken, die zwischen 1972 und 1978 erbaut wurden.
  • 15 Lifte und offene Stiegenhäuser müssen betreut und gewartet werden.
  • Die Tiefgarage bietet 550 begehrte Stellplätze.
  • Seit 1977 gibt es eine Interessensgemeinschaft (IG-THS), die sich für die Bewohner einsetzt.
  • 53 Prozent haben sich jüngst für eine Fotovoltaikanlage ausgesprochen.

Die Terrassenhaussiedlung in Graz-St. Peter gilt heute nicht nur als Architektur-Ikone, sondern auch als ein Vorbild für funktionierende Groß-Anlagen. Allerdings gibt es hierzulande derzeit auch extrem viele Beispiele, wie man es besser nicht machen sollte.

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