ÖBB-Fahrgast berichtet

Wie ein Obdachloser Zug-Evakuierungen auslöste

Aussteigen bitte: Ein Obdachloser löste die Zugevakuierung aus.

(Bild: Privat, Krone KREATIV)

Am Freitagnachmittag mussten die ÖBB in Straßhof (NÖ) einen Zug evakuieren. Ein mit Insekten überströmter Obdachloser dürfte die Notmaßnahme - nicht nur einmal! - ausgelöst haben. Die „Krone“ kennt die Hintergründe.

Ärgerlich für Fahrgäste wie Günter Urban war der Ausfall des Zuges auf der Schnellbahnlinie S1 (Gänserndorf - Wien-Meidling) mit Abfahrt um 13.57 Uhr. Warum, wusste man nicht. Mit einer halben Stunde Verspätung fuhr der Ersatzzug ein, mit dem die Gäste ab Gänserndorf aber nur zwei Stationen und weniger als zehn Minuten unterwegs waren, bis in Straßhof der Schnellzug stoppte. „Es wurde plötzlich durchgesagt, dass der Zug wegen Läusebefall geräumt werden muss. Ich habe zuerst geglaubt, ich hätt mich verhört“, schildert der 80-Jährige aus dem Bezirk Gänserndorf.

Das sagen die ÖBB
Die ÖBB bestätigen und bedauern den Fall: „Aufgrund eines Bahnbenützers mit Insekten in der Kleidung wurde der Zug geräumt, abgesperrt, eingezogen und gereinigt“, sagt Sprecher Klaus Baumgartner. Insekten an Bord seien sehr selten und würden meist unbemerkt mit an Bord gebracht werden. Man achte auf hohe Hygienestandards und regelmäßige Reinigungszyklen.

Ersatzzug rollte an
Laut Recherchen dürfte ein Obdachloser mit einer Unzahl an „Viecherln“ auf Haut und Kleidung bereits gegen Mittag im Zug liegend aufgefunden worden sein. Das dürfte Grund für den ersten Ausfall gewesen sein. Der Mann dürfte sich dann auch in den Ersatzzug begeben haben, was zum Ausfall von diesem führte. Das können die ÖBB so jedoch nicht bestätigen.

Eine weitere halbe Stunde später kam der dritte Zug, der Urban dann endlich nach Wien brachte. Er hatte einen seiner beiden Termine versäumt, weitere Fahrgäste hätten auch vom Platzen wichtiger Arzttermine erzählt, sagt er. Für den Pensionisten wäre es wichtig, dass die ÖBB mehr kontrollieren - man sehe immer wieder Obdachlose im Zug, die dort vermutlich stundenlang schlafen können.

Außerdem sei es in Zeiten fast täglicher Zugausfälle immens wichtig, dass durch solche Vorfälle die Fahrpläne nicht noch weniger eingehalten werden können. „Ich fahre viel mit der Bahn. Die Situation mit Ausfällen hat sich in den letzten Monaten gravierend verschlechtert. Auf der Schnellbahnlinie S1 bekomme ich das ganz besonders mit“, so Urban.