Trauriger Rekord: Noch nie sind Gletscher in Österreich so stark zurückgegangen wie im letzten Messjahr. Auch das „ewige Eis“ am steirischen Dachstein könnte bald Geschichte sein. Das zeigen Daten aus dem aktuellen Gletscherbericht des Österreichischen Alpenvereins.
Es sind Bilder von hoher Symbolkraft, die uns Mitte März vom Dachsteinplateau erreichten: Die Demontage der Liftanlagen hat begonnen, und damit ist das Aus für das Skifahren am Dach der Steiermark endgültig besiegelt (wir haben berichtet).
Stärkster Rückgang seit über 130 Jahren
Wie dramatisch es um das vermeintlich „ewige Eis“ steht, belegt der aktuelle Gletscherbericht des österreichischen Alpenvereins mit konkreten Zahlen. Die Forscher verbuchten in der Periode 2021/22 österreichweit den stärksten Gletscherschwund seit Beginn der Messungen im Jahr 1891. Der Schladminger Gletscher zog sich zum Beispiel um 20,6 Meter zurück. Am stärksten war der Rückgang des Schattenkees in Osttirol mit 89,5 Meter.
Das Jahr war für die Eismassen besonders ungünstig: „Unterdurchschnittliche Schneemengen im Winter und eine erneut lange und sehr warme Schmelzperiode“, analysiert Andreas Kellerer-Pirklbauer, Leiter des Alpenverein-Gletschermessdienstes und hauptberuflich an der Universität Graz tätig, die Gründe.
Das Haushaltsjahr gehört in Hinblick auf Witterung und Schnee - selbst in einer Periode, in der jedes Jahr gletscherungünstig ist - zu den ungünstigsten in der Geschichte der Gletscherforschung
Andreas Kellerer-Pirklbauer, Leiter des Alpenvereins-Gletschermessdienstes
Gletscherschwund stoppen? Zu spät ...
Die aktuelle Entwicklung mache unzweifelhaft die Folgen des durch den Menschen massiv verstärkten Klimawandels deutlich, so der Forscher. Er rechnet damit, dass alle Gletscher in Österreichs Alpen bis 2075 - im günstigsten Fall - verschwunden sind. Am Dachstein wird es vermutlich noch schneller gehen: Das „ewige Eis“ am steirischen Hymnenberg könnte schon in 15 Jahren Geschichte sein.
Besteht überhaupt noch die Chance, diese dramatische Entwicklung zu bremsen? „Selbst wenn es ab heute und in den nächsten Jahrzehnten nicht wärmer werden würde, wäre es nicht einfach, Gletscherreste zu halten“, sagt Kellerer-Pirklbauer. Und beim Klimaschutz müsse noch sehr viel passieren.
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