Nach Schock-Videos

Grazer Anwalt zeigt AMA wegen Betrugs an

(Bild: VGT)

Der bekannte Grazer Strafrechtler Gerald Ruhri hat nach den Hühnermastskandalen die Nase voll und Strafanzeige wegen Betrug bei der Staatsanwaltschaft Graz erstattet. In seinem Visier: Hendlmastbetreiber und die AMA!

Es sind Bilder des Grauens, die der Verein gegen Tierfabriken (VGT) in den vergangenen Monaten aus steirischen Hühnermastbetrieben veröffentlicht hat. Ende des letzten Jahres wurden drei Betriebe – alle trugen das AMA-Gütesiegel – wegen Tierquälerei angezeigt. Erschreckende Szenen zeigten etwa einen Traktor, der wehrlose Geschöpfe skrupellos unter seinen dicken Reifen zermalmt. Oder Mitarbeiter, welche mit einem Stock offensichtlich verletzte Hühner erschlagen.

Schlachthof-Betreiber drohte mit Klage
Am Montag folgte die nächste schockierende Veröffentlichung aus einem steirischen Geflügelschlachthof, wo Tiere unter anderem als Putzfetzen benutzt wurden. Der Schlachthof ist übrigens jener, der mit Geflügel von den Betrieben, die mit ersterem Skandal in Verbindung stehen, beliefert wurde. Und soll – wie der VGT in einer weiteren Aussendung mitteilte - bereits im Vorfeld der Veröffentlichung der Bilder mit Klagen gedroht haben, wovon sich die Tierschützer aber nicht beirren ließen.

Der VGT zeigte in einer Pressekonferenz weitere schockierende Videos aus steirischen Hühnermastbetrieben mit AMA-Gütesiegel.

(Bild: Eva Stockner)

Anzeige bei der Staatsanwaltschaft
Dem bekannten steirischen Strafverteidiger Gerald Ruhri geht ob solcher Grausamkeiten die Hutschnur hoch. Er hat nun selbst die Initiative ergriffen, eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Graz verfasst und die oben genannten drei Hühnermastbetreiber sowie die AMA und deren verantwortliche Mitarbeiter angezeigt. Und zwar wegen Betrug! „Die Strafanzeige wird derzeit von der Staatsanwaltschaft Graz geprüft“, bestätigt deren Sprecher Hansjörg Bacher der „Krone“.

Diese Bilder sind der Ausdruck einer unerträglichen Respektlosigkeit gegenüber Leben!

Anwalt Gerald Ruhri

„Abnehmer werden über Qualität getäuscht“
Wieso Ruhri überzeugt ist, dass auch Ermittlungen eingeleitet werden? Zwischen der Agrarmarkt Austria und den Betreibern der Hendlmast besteht ein Vertrag mit den einzuhaltenden Gütesiegel-Richtlinien. In denen sind etwa die Wahrung des Tierwohls und bestmögliche Haltungsbedingungen vorgegeben. Der Konsument vertraut darauf, durch dementsprechende Markierung hochqualitative Ware zu erwerben.

Tatsächlich erhält der Kunde - in dem Fall der Handelsbetrieb und in weiterer Folge der Endverbraucher - aber genau das Gegenteil vom Beworbenen: Fleisch von gequältem Tier! Auch die Kontrollen der AMA seien mehr Schein und durch lange angekündigte Kontrollen wertlos, meint der Anwalt.

Schlachtbetrieb bezieht Stellung
Der Hühnerschlachthof hat am Mittwochvormittag zu den aufgedeckten Zuständen bereits Stellung bezogen: „Wir bedauern diese Vorfälle und stehen zu unserer Verantwortung in diesem Zusammenhang.“ Für die betreffenden Mitarbeiter habe es „entsprechende arbeitsrechtliche Konsequenzen“ gegeben.