Die Brau Union kündigte eine Erhöhung der Preise um 9,4 Prozent ab Februar an. Tirols Wirte orten eine Ungleichbehandlung zwischen dem Handel und der Gastronomie. Betroffene warnen gegenüber der „Tiroler Krone“: „Wenn das so weiter geht, steigt das Wirtshaussterben.“
Thema Nummer eins ist und bleibt wohl noch für lange Zeit die Teuerung. Alle Branchen und natürlich auch die Konsumenten sehen sich mit steigenden Preisen konfrontiert. Nun melden sich auch Tirols Wirte zu Wort. Nachdem sie schon durch die Lockdowns im Zuge der Pandemie gebeutelt wurden, macht ihnen nun neben den gestiegenen Energiepreisen eine angekündigte Preiserhöhung auf Bier große Sorgen.
„Nach einer satten Bierpreiserhöhung im Herbst erhöht nun die Brauereiindustrie mit Februar nochmals die Preise für die Gastronomie um 9,4 Prozent. Das sind wesentlich mehr als die Inflation seit Herbst“, ärgert sich Michael Andergassen, der in der Innsbrucker Rossau eine Tennishalle samt Kaffee betreibt. Für ein großes Bier zahlen die Gäste bei ihm 3,90 Euro.
Durch die Tennishalle kann ich es mir leisten, den Preis zu halten. Andere Gastronomen können das aber nicht.
Michael Andergassen
„Müsste den Preis auf 4,10 Euro erhöhen“
„Ich habe die Preise erst im September angepasst“, sagt der Wirt, „mit der weiteren Steigerung der Brauereiindustrie müsste ich auf 4,10 Euro gehen.“ Das möchte Andergassen von seiner Kundschaft aber nicht verlangen, um sie nicht zu vertreiben. „Durch die Tennishalle kann ich es mir leisten, den Preis zu halten. Andere Gastronomen können das aber nicht“, meint der Tiroler zur „Krone“.
Was ihm bei der Thematik besonders sauer aufstößt: „Eigenartigerweise kann der Handel mit Bierkisten-Aktionen aufwarten. Wenn ich die Endpreise im Handel mit meinen Einkaufspreisen vergleiche, dürfte ich eigentlich nicht bei der Brauerei einkaufen, sondern nur im Handel.“ Das werfe die Frage auf, ob für den Handel und die Gastronomiebetriebe verschiedene Preise gelten und es eine Ungleichbehandlung gebe.
„Dann geht das Sterben der Wirtshäuser weiter“
Nur wenige Kilometer weiter betreibt Irene Partl zusammen mit ihrem Mann das Cafe Sandra in Hall. Dort kostet das große Bier derzeit 3,50 Euro. Um wie viel sie den Preis für die „Halbe“ erhöhen müssen, „können wir derzeit noch nicht sagen, das müssen wir uns noch durchrechnen“. Auch die Gastronomin klagt darüber, dass zwischen Lieferungen an den Handel und Gastronomen unterschieden werde: „Ich will ja nicht jeden Tag schauen müssen, wo ich das Bier am günstigsten beziehen kann. Hier sind die Brauereien gefordert.“
Klar ist sowohl für Andergassen als auch für Partl, dass es mit den Preissteigerungen so nicht ewig weiter gehen könne. „Denn dann bleiben die Gäste weg und das Wirtshaussterben geht noch weiter.“
Wir haben die Preise erst vergangenes Jahr erhöht, daher verzichten wir auf eine weitere Anpassung.
Bernhard Prosser
„Das Bier muss ein leistbares Gut bleiben“
Im Gegensatz zur Brau Union machen manche Brauereien im Land die Preissteigerung von 9,4 Prozent nicht mit. „Wir haben die Preise erst vergangenes Jahr erhöht, daher verzichten wir auf eine weitere Anpassung“, sagt Bernhard Prosser, einer der beiden Geschäftsführer der Brauerei Starkenberg in Tarrenz, im Gespräch mit der „Tiroler Krone“. Zwar sieht auch er sich mit stark steigenden Energiepreisen konfrontiert, „aber das Bier muss ein leistbares Gut bleiben“.
„Wir behandeln die Wirte und den Handel gleich“
Um rund 40.000 Euro seien die Energiekosten bei der Brauerei gestiegen, rechnet der Unternehmer vor. Damit man diese nicht an die Wirte und den Handel weitergeben muss, „haben wir die Prozesse im Haus noch weiter optimiert und in eine Fotovoltaikanlage investiert“, erzählt Prosser. Apropos Handel: Wie der Brauereichef versichert, „behandeln wir den Handel und die Gastronomen, die wir beliefern, seit jeher gleich, was die Preise betrifft“.
Abschließend äußert Prosser die Hoffnung, dass „sowohl der Handel als auch die Gastronomen in Zukunft vielleicht mehr auf Regionalität schauen. Wir haben in Tirol tolle Brauereien. Da ist es nicht notwendig, dass man das Bier aus Wien oder von noch weiter weg bezieht“.
„Wegen stark steigender Kosten müssen wir die Preise anpassen“
Was sagt die Brau Union zu der Steigerung von 9,4 Prozent ab Februar und wie rechtfertigt man die von Michael Andergassen kritisierte Ungleichbehandlung zwischen Wirten und dem Handel. Sowohl der Gastronom als auch die „Tiroler Krone“ haben nachgefragt. „Wir versuchen laufend, Kostensteigerungen durch interne Einsparungen und erhöhte Effizienzmaßnahmen aufzufangen. Aber angesichts der stark steigenden Rohstoff-, Logistik- und Energiekosten müssen wir unsere Preise anpassen“, schreibt Pressesprecherin Gabriela Maria Straka in einer E-Mail an den Tiroler Wirt.
Man bedauere, diesen Schritt machen zu müssen, versichert sie. „Wir sind aber zuversichtlich, dass frisch gezapftes Bier das Erfolgsgeheimnis hinter jedem Gastronomiekonzept ist.“
Topinformiert über die Nachrichten aus Tirol
„Krone“-Kommentar: Ein Armutszeugnis
„Danke, aber das beantwortet nicht meine Frage.“ So hat Michael Andergassen auf das E-Mail, das er von der Pressesprecherin der Brau Union erhalten hat, geantwortet. Das Schreiben ist zwar etwas länger wie hier zitiert, ist aber nichts anderes als ein klassischer längst vorbereiteter PR-Text. Wir Medien sind es gewohnt, dass auf Anfragen solche vorgefertigten Antworten kommen. Damit müssen wir nun einmal leben. Dass aber auch treue Kunden so „abgespeist“ werden, ist für mich ein Armutszeugnis.
Möchten Sie jetzt eine private Immobilie in unseren Marktplätzen inserieren?
Private Immobilie inserieren und in die Krone durchschalten
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.