Suchtmittel-Experte Ewald Reichmann über neue Substanzen, Forschergeist sowie lauernde Gefahren in der „Krone“-Serie über das Landeskriminalamt.
Ewald Reichmann kennt sie alle: Seit 30 Jahren gehören Drogen jeglicher Art zu seinem Alltag. In dieser Zeit hat sich der Suchtmittel-Experte zur wahren Koryphäe auf dem Gebiet entwickelt. Sein chemisches Interesse und sein Forschergeist haben den gelernten Maschinenbau-Ingenieur bis in die Kriminalpolizeiliche Untersuchungsstelle (KPU) des Landeskriminalamtes (LKA) geführt.
„Ich habe mich immer für Hexenmedizin begeistert. Hier kann ich darauf zugreifen. Man entdeckt immer wieder Neues, damit bleibt es sehr spannend“, erklärt der Ermittler im Gespräch mit der „Krone“.
Rund 200 neue Substanzen entdeckt
Im geheimen „Zauberschrank“ hat er von der Tollkirsche über Metamphetamin und Ketamin bis hin zur Wahrheitsdroge alle nur erdenklichen Suchtmittel für Schulungszwecke zusammengetragen. Auch exotische Substanzen lagern hier als Vergleichsproben.
So wurden etwa in Niederösterreich rund 200 neue Substanzen entdeckt. In diesen Fällen wird immer wieder sein Forschergeist geweckt, denn „man muss wissen, wonach man sucht“. Eines haben aber alle Drogen gemein: „Sie lösen Psychosen aus“, warnt der Fachmann.
In seinem Labor hantiert er wie ein Koch mit seinen Gewürzen mit unterschiedlichsten Substanzen. Sein „Backofen“ ist das Infrarotspektroskop. Mit geschulter Nase kann er Suchtmittel teilweise am Geruch erkennen. Gewissheit bringt anschließend die chemische Analyse.
Zu viele Tote schaden dem Geschäft
Dabei heißt es stets am Ball bleiben: „Kaum wird eine Droge verboten, tauchen schnell neue auf.“ Denn auch unter Kriminellen gilt: „Ist eine Substanz zu gefährlich, verschwindet sie schnell wieder vom Markt“, hält Reichmann fest. Aus Sicht der Dealer schaden zu viele Tote schließlich dem Geschäft.
Ein weiteres Problem ortet der Spezialist auch beim Konsum: „Viele nehmen Sachen, ohne zu wissen, wie sie funktionieren oder wirken“, so der Beamte. Darauf sei auch der deutliche Anstieg an Drogentoten mit knapp 50 Opfern im vergangenen Jahr zurückzuführen.
Seit 30 Jahren die meistkonsumierte Droge
Eines habe sich in den vergangenen drei Jahrzehnten allerdings nicht verändert: „Auch heute noch ist Cannabis die meistkonsumierte Droge, schon alleine wegen der Verfügbarkeit“, erklärt Reichmann. Über die letzten Jahre deutlich angestiegen sei hingegen der Konsum von Amphetaminen.
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