Musical-Premiere

Ein nur leichter Hauch von Venus an der Oper Graz

Steiermark
18.12.2022 17:00

Kurt Weills und Ogden Nashs Musical „Ein Hauch von Venus“ ist als österreichische Erstaufführung an der Grazer Oper zu sehen - mit einer beeindruckenden Hauptdarstellerin und einem schwachen Regie-Konzept.

Kurt Weill hat nicht nur mit Bertolt Brecht große Erfolge gefeiert, nach seiner Flucht vor den Nazis in die USA wurde er auch dort ein vielbeschäftigter Komponist. 1943 erlebte sein Musical „One Touch of Venus“ am Broadway seine bejubelte Uraufführung.

Höflich beklatscht
In Graz ist nun die höflich beklatschte österreichische Erstaufführung des Werks zu sehen. Um ein durchschlagender Erfolg zu werden, fehlt es der Produktion nicht an guten Darstellern, aber an einem stringenten Regiekonzept. Zu viele mehr oder weniger originelle Einfälle von Magdalena Fuchsberger verderben hier den Brei. Da spielt das Kriegsjahr 1943 eine optisch zu dominante Rolle, da verwandelt sich der amerikanische Friseur Rodney Hatch plötzlich in einen orthodoxen Juden, da wird eine Vielzahl an Klischees aneinandergereiht. Die ohnehin simple Geschichte der Göttin Venus, deren Statue durch den Friseur zum Leben erweckt wird, und die sich darauf in den biederen Langweiler verliebt, sich aber doch lieber wieder in eine Statue verwandelt, als er vom biederen Vorstadtleben schwärmt, bleibt auf der Strecke. Da kommen keine Gefühle über die Rampe, und selbst die - in deutscher Sprache gesungenen - Welthits zünden nicht wirklich.

Bomben-Einlage
Besonders zu hinterfragen ist die halblustige Balletteinlage mit Panzern, Bomben und Bazookas in einer Zeit, in der in Europa wieder Krieg herrscht. Sonst sind die Ballett-Nummern (Choreografie: Alexander Novikov) durchaus hübsch, mehr Tänzer hätten allerdings auch mehr Wirkung gezeigt.

Und warum die Kostüme (Valentin Köhler) jeden Einzelnen in eine Karikatur verwandeln, erschließt sich auch nicht. Selbst die Bühne von Monika Biegler - ein Metallgerüst mit Venusfragmenten - steuert wenig zum Verständnis des Abends bei.

Musik überzeugt
Was hingegen überzeugt, ist die musikalische Umsetzung durch Marcus Merkel und die Grazer Philharmoniker. Mit Tempo fegen sie durch die Partitur, zeigen aber auch die vielen Nuancen, die Weill in sein Werk eingearbeitet hat. Dazu kommt Dionne Wudu als Venus, die stimmlich und darstellerisch alles überstrahlt. Gegen sie hat Christof Messner als Rodney keinen leichten Stand, zumal er mit den Höhen zu kämpfen hat. Wunderbar als reicher Kunstsammler Ivan Oreščanin, spritzig Monika Staszak als seine Assistentin und so komisch wie stimmstark Corina Koller als sitzengelassene Verlobte und Regina Schörg als ihre Mutter. Ebenfalls gut in Form: Benjamin Ruffin, Ricardo Frenzel Baudisch und Michael Großschädl.

Die hervorragende Ensemble-Leistung verdeutlicht aber auch, was mit einer konzentrierteren Regie möglich gewesen wäre.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Steiermark



Kostenlose Spiele