Salzburgerinnen arbeiten in diesem Jahr an 72 Tagen gratis. Noch immer verdienen sie weniger Geld als Männer, wie der „Equal Pay Day“ zeigt.
Symbolisch wird an diesem Tag auf die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen hingewiesen. Den „Equal Pay Day“ gibt es auch in Salzburg. Seit Freitag, 21. Oktober, haben Männer hierzulande theoretisch bereits das Einkommen erreicht, wofür Salzburgerinnen noch bis Ende 2022 arbeiten müssen. Das bedeutet: Salzburgs Frauen arbeiten seit Freitag gratis. Und zwar für 72 Tage.
„Dass Frauen heute immer noch weniger verdienen als Männer, das sollte nicht sein“, sagt Christina Forstenpointner. Als Pharmazeutisch-kaufmännische Assistentin verdient sie gleich viel wie ihre männlichen Kollegen. Dass diese Gleichberechtigung selbst 2022 eine Ausnahme ist, weiß auch Karoline Bitschnau-Dellamaria. Als Personalverrechnerin hatte sie bereits vor Jahren mit diesem heute noch immer aktuellen Thema zu tun. „Dass Männer zum Beispiel ein höheres Anfangsgehalt bekommen als Frauen, ist nicht gerecht. Es hat sich zwar im Laufe der Jahre schon etwas verbessert, aber die Menschen müssen für die gleiche Arbeit auch das gleiche verdienen“, so Bitschnau-Dellamaria.
Ein Problem: Frauen verlangen oft weniger bei Gehaltsverhandlungen als Männer. Sie trauen sich einfach nicht.
Karoline Bitschnau-Dellamaria
Männer verdienen fast 20 Prozent mehr als Frauen
Die bestehenden Einkommensunterschiede finden sich in ganz Österreich wieder. Jedoch an unterschiedlichen Tagen (siehe Grafik). Während im Österreichschnitt Frauen 17,1 Prozent weniger verdienen, kommen Statistiken in Salzburg auf 19,7 Prozent. Bedeutet: Frauen verdienen in Salzburg fast 20 Prozent weniger Bruttolohn. Durchschnittlich kommen Frauen in Salzburg auf einen Jahreslohn von 43.728, Männer hingegen auf 54.471. Das ist eine Differenz von 10.743 Euro. Damit liegt Salzburg sogar unter dem Österreichschnitt.
Die „Frauenberufe“ sind schlechter bezahlt
Warum das so ist, weiß Ines Grössenberger, Frauenreferentin der Arbeiterkammer Salzburg. „Frauen arbeiten oft in Branchen, die einfach schlechter bezahlt sind. Und genau das sollte man ändern“, sagt Grössenberger. Sie fordert eine bessere Bezahlung für sogenannte „Frauenberufe“, wie Elementarpädagogen, Pfleger, Floristen oder Friseure. Zudem kritisiert sie, dass in der Statistik Teilzeitangestellte nicht miteinberechnet werden.
Würde man die Teilzeitbeschäftigten auch in die Statistik miteinrechnen, dann wäre der Unterschied nicht bei 20, sondern bei 37 Prozent.
Ines Grössenberger, Frauenreferentin der Arbeiterkammer Salzburg
Österreichweit unterscheidet sich die Lage. Während die Frauen in Wien „nur“ 44 Tage unentgeltlich arbeiten, sind es bei Vorarlbergerinnen 91 Tage. Die Grafik zeigt ein deutliches Ost-West-Gefälle. Aufgrund der vielen Angestellten im Dienstleistungssektor, allen voran im Tourismus, kommt es zu einem niedrigeren Durchschnittseinkommen im Westen. So auch in Salzburg. Und dieses niedrigere Durchschnittseinkommen begünstigt den Lohnunterschied zwischen Frau und Mann: dem sogenannten „Gender-Pay-Gap“.
Nicht nur österreichweit gibt es Unterschiede im Einkommen. Auch in den Bezirken. An hinterer Stelle liegt der Pinzgau, gefolgt vom Pongau und Lungau. Diese drei Bezirke zählen zudem zu drei der zehn einkommensschwächsten Bezirken in ganz Österreich.
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