Beamter erschossen

Polizei: „Es wurde vergessen, Waffe auszutauschen“

Steiermark
15.09.2022 11:34

Ein tragischer Vorfall erschüttert am Mittwoch die steirische Polizei: Bei einem Unglück in der Zentrale in Graz-Straßgang wurde ein 27-jähriger Beamter getötet. Das Brisante: Beim Training wurde unabsichtlich eine scharfe Waffe von einem erfahrenen Übungsleiter (39) verwendet. Die Kugel traf den 27-Jährigen in den Rücken. Jede Hilfe kam zu spät. Die Polizei bestätigte am Donnerstag, dass der Ausbildner seine eigene Dienstwaffe gegen eine Übungswaffe „vergessen hatte zu tauschen“.

Ausnahmezustand in der Zentrale der steirischen Polizei in Graz-Straßgang: Beim taktischen Einsatztraining in den Kellerräumlichkeiten wurde eine Trainingswaffe (Rotwaffe) mit einer scharf geladenen Pistole verwechselt. Der 39-Jährige wird sich wohl wegen grob fahrlässiger Tötung verantworten müssen.

Genauer Hergang geklärt
Die Ermittlungen liefen laut Polizei über die gesamten Nachtstunden hinweg. Donnerstagfrüh konnte der Hergang geklärt werden: Der erfahrene Übungsleiter hatte Mittwochnachmittag wie vorgeschrieben die Dienstwaffen der Auszubildenden eingesammelt und verwahrt. Die jungen Kollegen erhielten danach sogenannte Rotwaffen, die baugleich mit den echten Dienstwaffen sind. Einziger Unterschied: Sie können nicht geladen werden.

Drückt man den Abzug, ist daher lediglich ein Klicken zu hören. Während der Übungsleiter die echten Waffen der anderen verstaute, vergaß er darauf, seine eigene ebenfalls auszutauschen, beschreibt die Staatsanwaltschaft. Anschließend zeigte der 39-Jährige in einem Gang vor, was zu tun ist, wenn die Gruppe hintereinandergeht und nach einem gefährlichen Täter sucht.

Schoss aus kurzer Distanz
Er wollte zeigen, dass der Kollege in der Mitte in einer gefährdeten Position ist, zog seine Waffe und schoss dem 27-Jährigen aus kurzer Distanz in den Rücken. Der Ausbildner war der Meinung, er selbst hätte auch eine Rotwaffe in seinem Holster. Dabei war es keine Übungswaffe. Statt dem Klicken löste sich ein Schuss, der getroffene Polizist stürzte zu Boden. Das Projektil traf offenbar eine lebenswichtige Ader.

Ermittlungen laufen
Anwesende Beamte sowie eine Polizeiärztin leisteten sofort Erste Hilfe und setzten die Rettungskette in Gang. Doch auch Rettungssanitäter sowie ein Notarzt konnten dem Polizisten nicht mehr helfen. Er starb noch am Unglücksort. Unmittelbar betroffene Kollegen sowie Angehörige werden vom Kriseninterventionsteam betreut.

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Ich bin zutiefst betroffen über das tragische Unglück und den Tod des jungen Kollegen. Mein tiefstes Mitgefühl gilt in dieser Stunde den Angehörigen und der Familie des jungen Kameraden.

Der steirische Landespolizeidirektor Gerald Ortner

Ausbildung erst vor wenigen Tagen beendet
Der 27-Jährige war laut Polizei noch in den Vormittagsstunden des Mittwochs bei einer Suchaktion nach einer verwirrten Pensionistin im Raum Laßnitzhöhe im Einsatz. Nach dem erfolgreichen Ende des Einsatzes dürfte es gegen Mittag kurzerhand zum Entschluss gekommen sein, den restlichen Tag mit Trainingseinheiten zu verbringen. Der 27-Jährige hatte im Dezember 2019 seine zweijährige Ausbildung bei der Polizei begonnen und war seit Anfang des Monats Teil der Bereitschaftseinheit.

39-Jähriger zeigt sich geständig
Die Angaben des 39-Jährigen, der noch Mittwochabend vernommen wurde, stimmen mit der bisher vorliegenden Spurenlage überein. Er gestand auch, den Abzug gedrückt zu haben.

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