Eine Fläche in der Größe von drei Fußballfeldern wird in der Steiermark Tag für Tag versiegelt. Was kann man dagegen tun? Das Theater im Bahnhof lässt in seiner neuen Produktion „Zu Ende gehen“ eine einzelne Frau zum Klima-Match auflaufen. Zu sehen bis 10. Juli am Verbandsplatz des Steirischen Fußballverbandes.
Als der Hauswart am Rasenmäher vorfährt, bricht in der Frau am Spielfeld die Aktivistin endgültig durch. Mutig wirft sie sich vor das Fahrzeug und ruft: „Ich hab das Feld gekauft, hier wird jetzt nix mehr gemäht!“
Im Alleingang gegen die Bodenversiegelung
Denn die Frau im Zentrum des neuen Stücks des Theater im Bahnhof, verfolgt einen ebenso mutigen wie naiven Plan: Sie möchte der Bodenversiegelung mit ihrer eigenen Hände Arbeit entgegenwirken. Also verkauft sie Auto, Schmuck und Altbauwohnung und investiert alles in ein ehemaliges Fußballfeld, das sie in eine paradiesische Wildnis verwandeln will. Mit den Utensilien, die vom letzten Training liegen geblieben sind, steckt sie am Spielfeld ihre Utopie von einem besseren Leben ab: Naturteich, Quinoa-Feld und Hühnerstall. Doch ihre Kinder interessiert das nur mäßig und auch sie selbst muss schnell feststellen: Es kann ganz schön ermüdend sein, die Welt retten zu wollen.
Das Publikum wird über Kopfhörer von der Tribüne aus zum Zeugen dieses Klima-Matches - so auch der Untertitel der Produktion von Pia und Johanna Hierzegger sowie Gabriela Hiti. Der Bodenfraß wird politisch und medial ja gerne in Fußballfeldern verbildlicht. Es ist also nur konsequent, dass ein Stück zu dem Thema als Auswärtsspiel am Verbandsplatz des Steirischen Fußballverbandes gezeigt wird. Hiti ist die einzige des Teams, die tatsächlich aufläuft: Sie beeindruckt in dieser Solo-Performance nicht nur mit großer Ausdauer, sondern auch mit großer stimmlicher Finesse und ist somit eindeutig die „Woman of the Match“.
„Hoch werden wir das nicht mehr gewinnen“
Doch wie bei jeder erfolgreichen Partie, passiert auch hier viel wichtige Arbeit im Hintergrund: Fritz Hierzegger etwa hat die Soundlandschaft für „Zu Ende gehen“ entwickelt, Benno Hiti hat tolle Musik geschrieben.
Das Resultat ist ebenso unterhaltsam wie brisant. Am Ende ist sich niemand mehr sicher, ob der Mensch nun die Rettung der Welt ist, oder einfach nur eine Fehlentwicklung der Natur. Nur eines ist klar: „Hoch werden wir das nicht mehr gewinnen.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.