Zu wenig Demokratie?

Rektor-Wahl an Uni: Kritik am Prozedere wird laut!

Tirol
10.06.2022 12:30

Wer wird neuer Rektor an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck? Die Ausschreibung läuft. Doch Kritik am Wahlprozedere wird laut. Viele würden sich mehr Demokratie bei der Wahl wünschen. Spannend: Schafft es erstmals eine Frau an die Spitze?

Im Jahre 1669 wurde diese Bildungseinrichtung gegründet. Sie gliedert sich in 16 Fakultäten und 85 Institute, beschäftigt derzeit mehr als 5000 Mitarbeiter und betreut beinahe 30.000 Studierende – davon stammen 45 Prozent aus dem Ausland.

Seit 2011 leitet der Physiker Tilmann Märk, der in Seefeld geboren ist, die Geschicke. Er steht nur mehr bis Ende Februar 2023 als Rektor zur Verfügung. Somit muss ein neues Oberhaupt her, es folgte eine offizielle Ausschreibung. Bewerbungsschluss war der 15. April 2022. 23 Bewerbungen gingen ein – von fünf Frauen und 18 Männern.

Beinahe 30.000 Studierende werden betreut – 45 Prozent stammen aus dem Ausland. (Bild: Birbaumer Christof)
Beinahe 30.000 Studierende werden betreut – 45 Prozent stammen aus dem Ausland.

Folglich wurde eine Findungskommission eingerichtet – wie es die Wahlordnung vorsieht. Sie muss die Bewerbungen überprüfen, aktiv nach Kandidaten suchen und einen nicht bindenden Dreiervorschlag an den Senat erstellen. Das ist bereits Mitte Mai passiert, der Dreiervorschlag besteht aus einem internen und zwei externen Kandidaten – darunter ist auch eine Frau.

Nächste Woche finden die offiziellen Hearings statt
Für 13. und 14. Juni sind nun die Hearings der Bewerber angesetzt. Laut Unterlagen, die der „Krone“ vorliegen, werden von den 23 Kandidaten elf eingeladen – vier Frauen und sieben Männer. Großteils handelt es sich um Uni-interne Kandidaten.

Auch der Senat mischt mit: Er muss ebenfalls einen Dreiervorschlag erstellen – und zwar an den Universitätsrat. Weicht jedoch der Senat vom Vorschlag der Findungskommission ab, hat er dem Dreiervorschlag an den Rat eine schriftliche Begründung für seine Entscheidung anzuschließen.

Schließlich ist es der Universitätsrat, der binnen vier Wochen den neuen Rektor aus dem Dreiervorschlag des Senats wählt. Die Funktionsperiode beginnt am 1. März 2023 und dauert vier Jahre, eine zweimalige direkt aufeinanderfolgende Wiederwahl ist zulässig.

Kompliziert? Ja, das ist es in der Tat. Insider sprechen von einem „intransparenten Verfahren“ – und: noch nie seien derart wenige Informationen nach außen gedrungen wie dieses Mal. Sie befürworten direkte Wahlen durch eine Universitätsversammlung – „so wie das international eigentlich üblich ist“: „Eine offene Abstimmung über alle Kandidaten wäre vorzuziehen und wäre wohl auch in jedem Fall zeitgerechter. Ein Rektor hat die Interessen aller Universitätsangehörigen und natürlich auch alle gesamtgesellschaftlichen Interessen zu vertreten. Da könnte man sich durchaus trauen, etwas mehr Demokratie zuzulassen.“

„Er wäre ein kompetenter Uni-Manager gewesen“
Zu den Bewerbern im Allgemeinen heißt es, dass „es einen starken Einfluss des traditionalistischen Universitätsprofessorenverbandes“ geben dürfte. Bedauert wird von einigen Insidern auch, dass Bernhard Fügenschuh, gegenwärtiger Vizerektor für Lehre, nicht mehr unter den Bewerbern ist: „Er hat seine Kandidatur zurückgezogen, nachdem ihn die Findungskommission nicht in ihren Vorschlag aufgenommen hat. Das ist wirklich sehr schade, denn er wäre ein sehr kompetenter, auf Ausgleich bedachter Wissenschafter und Universitätsmanager gewesen. Das kam für viele überraschend, geschah aber vielleicht auch deshalb, weil er sich vor keinen Karren hat spannen lassen.“

Noch nie lag die Leitung der Uni in Frauenhänden
Und spannend ist wahrlich auch die Frage: Schafft es an der Leopold-Franzens-Universität zum ersten Mal in der Geschichte dieser Bildungsstätte eine Frau an die Spitze? Falls ja, aufgrund ihrer Qualifikation oder doch eher wegen der Frauenquote? Demnächst wissen wir mehr ...

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