Grazer Schauspielhaus

Letzte Premiere der Saison: Macbeth im Blutrausch

Steiermark
29.05.2022 17:30

Dass Shakespeares „Macbeth“ - auch in der knappen Fassung von Heiner Müller - kein Stück für Zartbesaitete ist, weiß man ja. Regisseur Stephan Rottkamp setzt aber noch eines drauf und macht im Grazer Schauspielhaus daraus eine veritable Blutorgie, die den Weg eines Ehrgeizlers zum irrsinnigen Despoten leider eher verschüttet als klar zeichnet.

Es sind grausame Zeiten, in denen Macbeth seinen Weg vom Kämpfer über den Königsmörder zum paranoiden Despoten antritt. Das macht Rottkamp auch mit literweise Theaterblut deutlich. Dieses Zuviel schwächt aber die durchaus berechtigte Konzentration auf den Titelhelden, den der Regisseur zum Symbol für viele Gleichgesinnte bis zum heutigen Tag macht. Ein Herrscher, der niemandem traut und alle, die ihm seine Macht streitig machen könnten, brutal aus dem Weg räumt. Dass dabei nicht nur sein engster Kreis auf der Strecke bleibt, sondern auch seine nicht minder ehrgeizige Frau, wird von Rottkamp eher nebenbei abgehandelt.

Auch sonst geht hier einiges, was zum Verständnis des Stücks beiträgt, im Blutrausch verloren. Wie ein Fremdkörper in der sonst so einheitlichen Inszenierung wirkt auch die Show-Einlage rund um die Ermordung seines Vertrauten Banquo.

Starkes Bild zum Schluss
Dass es am Ende schon reicht, Macbeth die Insignien seiner Macht abzunehmen, um ihn vernichtet zu Boden sinken zu lassen, ist hingegen ein starkes, schönes Bild. Denn die wahre Brutalität liegt nicht in den Kübeln voller Blut, sondern in den Entscheidungen.

Eine ganz eigene Dynamik bringt Robert Schweers starkes Bühnenbild - fünf Reihen weißer Quader in unterschiedlichen Höhen - ins Geschehen. Auch Esther Geremus’ Kostüme im Tartan-Look machen sich gut.

Der Abend gehört Florian Köhler
Für berührende Momente sorgen die Schauspieler, allen voran Florian Köhler in der Titelrolle, der sich diese Figur einverleibt hat, den wachsenden Wahnsinn in leise und umso gefährlichere Töne kleidet. Schade, dass man Sarah Sophia Meyer als Lady Macbeth nicht mehr Raum für ihre Rolle gegeben hat, das hätte ziemlich spannend werden können. Oliver Chomik sticht als Banquo ebenfalls hervor. Das restliche Ensemble (Alexej Lochmann, Daria von Loewenich, Frieder Langenberger und Nanette Waidmann) teilt sich mehrere Rollen in gewohnter Qualität.

„Mein Tod wird euch die Welt nicht besser machen“, sagt Macbeth zum Schluss und verweist damit einmal mehr auf die sich bis heute ständig wiederholende Geschichte.

Infos und Karten gibt es auf der Schauspielhaus-Webseite.

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