Opfer nun in Tirol

Ukraine: „Krone“ bei Rettungsmission mit an Bord

Tirol
17.04.2022 09:24

Ein Wiener „Krone“-Leser brachte, nachdem er einen Beitrag über die „Kitz-Ambulance“ gelesen hatte, den Stein ins Rollen, damit ein Ukraine-Kriegsopfer per Hubschrauber evakuiert und nach Tirol geflogen werden konnte. Die „Krone“ war beim Rettungsflug mit an Bord.

Dunkelgraue Wolken bedeckten am Morgen den Himmel über einer knapp 17.000 Einwohner zählenden ostukrainischen Stadt im Oblast Sumy.

Ein eisig kalter Wind pfiff durch die noch schwelenden Ruinen, zudem lag ein ätzender Brandgeruch über diesem apokalyptischen Szenario. An diesem 14. März 2022 herrschte seit 19 Tagen Krieg in der Ukraine, ein Krieg, der uns so nahe ist und der an Brutalität und Grausamkeiten vieles übersteigt, was wir uns vorstellen können und wollen. Dieser 14. März wurde für viele uns unbekannten Menschen zum individuellen Leidens- und Schicksalstag.

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Ich wollte so rasch wie möglich nachsehen, ob Freunde von mir von den Raketen verschont blieben und machte mich zu Fuß auf den Weg.

Maksym

Einer von ihnen ist der 33-jährige Maksym, der mit gebrochener, leiser Stimme sagt: „Das Zentrum meiner Heimatstadt wurde in der Nacht von Sonntag auf Montag von etlichen Raketen getroffen. Ich wollte daher so rasch wie möglich nachsehen, ob Freunde von mir verschont blieben und machte mich zu Fuß auf den Weg.“ Doch Maksym kam nicht weit, der letzte Gedanke, der ihm durch den Kopf ging, bevor eine alles verschlingende Dunkelheit ihn gnädigerweise in ihre Arme nahm: „Die Explosion, die man hört, lässt einen am Leben!“

Minenexplosion machte ihn zum Invaliden
Maksym überlebte diese Personenmine, wobei ihm unter zwei Notoperationen fast das gesamte linke Bein amputiert wurde. Beim rechten Bein wurden beide Knochen des Unterschenkels durch Projektile zerstört, ebenso die Unterarmknochen des rechten Arms. Zudem ließ die Druckwelle der Explosion beide Trommelfelle platzen.

„Krone“-Beitrag führte zu dieser Rettungsmission
Wie die „Tiroler Krone“ berichtete, bietet der Samariterbund Tirol gemeinsam mit „Kitz-Ambulance“ und dem Intensivmediziner Viktor Stöllnberger Opfern des Ukraine-Krieges schnelle Hilfe aus der Luft.

Diesen Beitrag las ein Wiener, der mit einer Ukrainerin verheiratet ist. „Maksyms bester Freund hat einen Hilferuf gestartet, der meine Frau und mich erreichte. Ich kam schließlich auf den ,Krone’-Artikel, der Kontakt zu Herrn Gerhard Czappek vom Tiroler Samariterbund war rasch hergestellt. Insgesamt war es kein leichtes Unterfangen, das eine Menge Nerven und Zeit gekostet hat, aber schließlich hat sich alles zum Guten gewendet und der schwierige Transport konnte starten“, schildert der „Krone“-Leser.

Dieser Herausforderung gerecht wurde der in Erpfendorf stationierte Eurocopter „EC 145-C2“ der „Kitz-Ambulance“ mit seinem erfahrenen Piloten Florian Weber. Konkret können laut Mediziner Viktor Stöllnberger mit einem Flug bis zu zwei Kriegsverletzte intensivmedizinisch betreut und sicher in ein Krankenhaus außerhalb der Ukraine gebracht werden, wenn der Transport auf dem Landweg nahezu unmöglich wäre.

Kriegsopfer wurde in der Slowakei abgeholt
„Wir waren überrascht, dass so schnell aufgrund des Artikels eine Anfrage betreffend eines Evakuierungsfluges aus dem privaten Bereich erfolgt ist“, schildert der Geschäftsführer des Tiroler Samariterbundes, Gerhard Czappek und führt weiter aus: „Da es nicht möglich ist, in ein kriegsführendes Land zu fliegen, war es klar, dass der Hilfeauftrag uns in die Slowakei führen wird, um von dort das schwer verletzte Kriegsopfer fachgerecht abzuholen.“

Notwendige Operationen finden in Österreich statt
Mit Unterstützung der slowakischen Partner-Rettungsorganisation ASSR wurde Maksym Anfang vergangener Woche an der ukrainischen Grenze abgeholt. Während er im Rettungswagen in Richtung Slowakei transportiert wurde, startete in Erpfendorf der Eurocopter mit Robert Lauf vom Samariterbund Tirol, Arzt Viktor Stöllnberger und der „Krone“ an Bord. Nach rund drei Stunden Flug, mit einem Tankstopp auf halber Strecke, erreichte die Tiroler Rettungsmannschaft ihr Ziel, den Flughafen Košice.

Organisatorisch im Vorfeld perfekt geplant, kam – kaum dass der Eurocopter gelandet war – der ASSR-Rettungswagen über das Flugfeld gefahren. Maksym, dessen Gesicht vor Freude strahlte, wurde dann in das für ihn medizinisch vorbereitete Intensivpatientenbett umgelegt und in den großzügigen Innenraum des Eurocopters verfrachtet, in welchem er sofort von Mediziner Stöllnberger an die notwendigen Überwachungsgeräte angeschlossen wurde. Als etwas turbulenter als der Hinflug gestaltete sich der Rückflug nach Tirol.

Darauf angesprochen meinte Maksym lachend: „Ich lag so gut in diesem Spezialbett – wie früher im Federbett meiner Mutter.“ Der junge Ukrainer erhält nun in Österreich die notwendigen weiteren postoperativen Behandlungen und wird danach einer Rehabilitation zugeführt, damit er in Zukunft wieder ein normales Leben, auch wenn dieses sich ab nun mit einer Beinprothese gestaltet, weiterführen kann.

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