Inseraten-Affäre

„Wir wurden auf massivste Art drangsaliert“

Vorarlberg
31.03.2022 09:45

Die Inseraten-Affäre rundum Wirtschaftsbunddirektor Jürgen Kessler zieht weiter Kreise. Im Gespräch mit dem ORF erhob der Lauteracher Tischler und ehemalige stellvertretende Innungsmeister Michael Stadler nun schwere Vorwürfe gegen Kessler: Von ihm sei er massiv gedrängt worden, Inserate zu schalten.

„Wir wurden auf massivste Art drangsaliert, bei der Schaltung der Werbung dabei zu sein. In meinen Augen war das definitiv keine Werbung, sondern eine reine Parteifinanzierung“, klagt Stadler. Ins Parlament der Wirtschaftskammer seien die Tischler eingezogen, nachdem ein Inserat geschaltet worden sei.

Kessler verteidigte sein Vorgehen und sprach davon, dass das Magazin „Vorarlberger Wirtschaft“ ein seit Jahrzehnten etabliertes Werbemedium für Vorarlberger Unternehmer sei. Mitstreiter sprangen ihm zur Seite und bestätigten, in Sachen entgeltlicher Einschaltungen von Kessler niemals genötigt oder gedrängt worden zu sein. Jede andere Zeitung keile deutlich mehr und aggressiver, hieß es.

Imageschaden für ÖVP

Unabhängig davon, wie die Steuerprüfung des Vorarlberger Wirtschaftsbunds ausgeht und welche (straf-) rechtlichen Konsequenzen die Causa nach sich zieht, sieht Politologe Peter Filzmaier viele offene Fragen im politischen Bereich. „Dabei geht es um Unvereinbarkeiten, wenn ein Wirtschaftsbunddirektor bei einem Unternehmen beschäftigt ist, das an den Inseraten mitverdient.“ Ebenfalls problematisch sieht er Einschaltungen von Unternehmen, an denen das Land Anteile hat. „Unabhängig davon, ob die Umgehungskonstruktionen rechtlich erlaubt sind, geht es auch um Transparenz“, meint Filzmaier. Unterm Strich müsse die ÖPV, die kein gutes Bild abgebe, mit einem massiven Imageschaden rechnen.

Stiller Nutznießer scheint unterdessen Medien-Mogul Eugen A. Russ zu sein, dem bis Jahresende nur 40 Prozent der Anteile von „Media Team“ gehörten. Dem Vernehmen nach soll Kessler seine 50 Prozent günstig an „Russmedia“ abgegeben haben, so dass das Schwarzacher Unternehmen nun einen exklusiven Zugriff auf das Inseratengeschäft der Wirtschaftskammer hat.

Ein Zeichen für mehr Transparenz und Unabhängigkeit ist dies nicht. Oder wie Peter Filzmaier es ausdrückt: „Vieles würde sich erübrigen, wenn wir in Österreich mehr Medienvielfalt hätten.“

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