Volksbefragung

Nur 450 Prutzer deponierten Meinung schriftlich

Tirol
21.03.2022 12:00

Zwischen Gemeindearzt und Gemeindeführung in Prutz krankt seit geraumer Zeit das Verhältnis, der Konflikt wurde chronisch. Das Ärztehaus soll zu einem Gesundheitszentrum ausgebaut werden, doch die Gestaltung des Mietvertrages wurde zum Reibebaum. Am Sonntag wurde das Volk dazu befragt, doch das Interesse war gering.

Drei Wochen nach den Gemeinderatswahlen gab es am Sonntag in Prutz schon wieder einen Urnengang. Nicht politisch, denn der neue Gemeinderat hat sich kürzlich konstituiert, polarisiert hat sich die Situation um die künftige ärztliche Versorgung. Es geht um den Ausbau des Ärztehauses zu einem „Gesundheitszentrum Obergricht“ und da scheiden sich die Geister.

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Steuerberater und Rechtsanwalt haben uns davon dringend abgeraten, der Mietvertrag muss mit dem Arzt als Person abgeschlossen werden.

Alexander Jäger, Vizebürgermeister von Prutz

Der Dorfarzt Philipp Plangger möchte seine gegründete GmbH mit ihm als Geschäftsführer in den Mietvertrag mit der Gemeinde eintragen. „Steuerberater und Rechtsanwalt haben uns davon dringend abgeraten“, erklärt Vize-Bürgermeister Alexander Jäger in Vertretung des erkrankten BM Heinz Kofler, „der Mietvertrag muss mit dem Arzt als Person abgeschlossen werden“. Dies lehnt Plangger strikt ab.

Abwanderung angedroht, wenn Kofler Dorfchef bleibt
Die Opposition um Claus Aniballi und Dominikus Heiß, dem Wahlkontrahenten von BM Heinz Kofler, machte die Causa zum Wahlkampfthema und ging Unterschriften sammeln. Mit knapp 280 Signaturen, also mehr als ein Sechstel der Wahlberechtigten, konnte man folglich jene Volksbefragung erzwingen, die gestern über die Bühne ging.

Im Vorfeld verhärteten sich die Fronten zusehends. Der Mediziner drohte mit Abwanderung und verfasste einen offenen Brief mit Vorwürfen gegen den Dorfchef, der sich seinerseits öffentlich dagegen wehrte. In einem Videobeitrag in den sozialen Medien artikulierte Plangger klar, dass er Prutz verlassen würde, sollte Kofler wieder Bürgermeister werden. Viele Prutzer sahen dies als einen Schritt zu weit. Kofler wurde mittlerweile vom Wahlvolk bestätigt. Einer Gemeindeversammlung letzte Woche blieb der Dorfarzt fern.

Nur 248 Bürger wollen Lösung mit einer GmbH
Die Bevölkerung hatte also am Sonntag die Gelegenheit, ihre Meinung dazu schriftlich zu deponieren. „Soll die Gemeinde Prutz der Firma GZO GmbH mit GF Dr. Philipp Plangger einen Mietvertrag mit Untermietrecht zur Betreibung eines Gesundheitszentrums am Standort der derzeitigen Ordination des Dr. Philipp Plangger einräumen, und dieses errichten?“, war die Fragestellung.

Diese interessierte allerdings von insgesamt 1485 Wahlberechtigten nur knapp über 30 Prozent. Von diesen stimmten 248 mit ja, 198 mit nein. „Viel zu wenig“, sagt Vize-BM Jäger, „wir haben ja schon im Vorfeld klargestellt, dass das Votum auf unsere Entscheidung nur einen Einfluss haben wird, wenn mindestens die Hälfte der Wahlberechtigten für eine GmbH-Lösung ist“.

„Gespräch suchen, aber nicht betteln“
Wie geht‘s nun weiter? Das werde man baldigst besprechen. Für Jäger ist klar, dass man „weiter das Gespräch sucht, aber nicht bettelt“. Das habe man ja X-Mal getan und sei sich sogar schon einig gewesen. Vorsorglich habe man sich mit einem Plan B auseinandergesetzt, nämlich eines von sechs in Tirol geplanten so genannten Primärversorgungszentren anzusiedeln. Plangger lehnt dies allerdings ab. 

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