Stars in „Thaliwood“

Graz war in den 1950ern internationale Filmstadt

Steiermark
13.02.2022 16:00

Graz war um das Jahr 1950 eine Filmstadt von internationalem Format. 17 große Filme entstanden in „Thaliwood“, dem Filmstudio am Grazer Thalerhof. Und bis heute ist die Steiermark ein begehrter Drehort geblieben. James Bond hat hier schon Abenteuer erlebt und die Ermittler der SOKO Donau ebenfalls.

Hollywood kennt man, auch noch die Cinecittà in Rom oder das Studio Babelsberg in Berlin - aber wer erinnert sich noch an „Thaliwood“? Dabei wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg am Gelände des Grazer Flughafens vom Industriellen Anton Sternig in einem Hangar ein Filmstudio eingerichtet, in dem auch so mancher Klassiker gedreht wurde.

Flop für Weltstar Curd Jürgens
Der erste Film, der 1948 am Thalerhof entstand, war gleich ein Flop - „Hexen“ mit Curd Jürgens in einer der Hauptrollen. Der Schauspieler hatte das Kriegsende in Graz erlebt und notierte später in seinen Memoiren: „Ein Ofenfabrikant aus Graz, der in einer leer stehenden Flugzeughalle die obskursten Filme produziert, hat einen Narren an mir gefressen. Er lässt mir freie Hand, wenn ich künstlerische Filme herstellen will.“ Ganz so künstlerisch dürfte der Streifen allerdings nicht gewesen sein. „Während wir hartnäckig das Gähnen bekämpfen, packt uns erhebliches Mitleid - mit dem Drehbuchautor. Alles in allem ein Film, den wir lieber nicht steirisch nennen, ein geistloser, langweiliger Zelluloidstreifen“, verriss ihn etwa „Krone“-Gründer Hans Dichand, der da noch für die „Kleine Zeitung“ schrieb, nach der Premiere 1949 im Annenhofkino.

Der Erzherog und die VIer im Jeep
Sehr erfolgreich war hingegen der Folgefilm „Erzherzog Johanns große Liebe“ mit O. W. Fischer und Marthe Harell. Und schließlich entdeckten auch die Schweizer „Thaliwood“ und drehten hier viele Szenen für den Nachkriegserfolg „Die Vier im Jeep“ mit dem damaligen schwedischen Superstar Viveca Lindfors, die in Graz für jede Menge aufgeregte Fans sorgte.

1954 schlug der Pleitegeier zu
Neben vielen kleineren Produktionen entstanden 17 große Filme, bis schließlich 1954 der Pleitegeier zuschlug. Das war nicht weiter verwunderlich, denn trotz finanzieller Probleme wurden in „Thaliwood“ die größten Studiobauten realisiert, die es bis dahin in Österreich gegeben hatte. Auch wenn der Traum der Filmstadt ausgeträumt war - sechs aufregende Jahre waren es allemal.

James Bond sprengt das Ausseerland
Aufregend war es auch, als James Bond das Ausseerland heimsuchte. Sieben Jahre ist es mittlerweile her, dass die Hütte am verschneiten Altausseersee dank der Kunst der Sprengstoffexperten (nur im Film) spektakulär in die Luft flog. Ein wenig beschaulicher geht es da schon bei den Drehs zu „SOKO Donau“ zu, deren Kommissare es schon öfter in die Grüne Mark verschlagen hat.

Steirische Filmstars
Dass einige Stadtkomödien und Landkrimis im Steirischen angesiedelt sind, liegt nicht zuletzt daran, dass viele der Darsteller, Regisseure und Drehbuchautoren von hier stammen - Marie Kreutzer, Pia Hierzegger, Michael Ostrowski oder Andreas Kiendl, um nur einige Beispiele zu nennen. Letzteren beiden ist unter anderem auch einer der großen Kinoerfolge der vergangenen Jahre - „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“ - zu verdanken, der die Schönheiten von Graz ins richtige Licht rückte.

Zombies im Mürztal
Aber auch die Avantgarde hat die Steiermark entdeckt. Im Mürztal verfilmten Kelly Copper und Pavol Liska vom Nature Theater of Oklahoma Elfriede Jelineks Roman „Die Kinder der Toten“ als Zombie-Schocker unter reger Beteiligung der Bevölkerung.

Wer sich für die Geschichte des Films in der Steiermark interessiert, kommt ab 10. März auf seine Kosten. Da zeigt das Museum für Geschichte in Graz eine umfangreiche Ausstellung zu diesem Thema. In Kooperation mit der Diagonale (von 5. bis 10. April) sind zudem einige der in Graz gedrehten Filmklassiker auf der großen Leinwand zu sehen.

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