„Feiertags-Christen“

Steirische Kirchen nur alle heiligen Zeiten voll

Steiermark
19.12.2021 10:05

Weihnachten, Ostern, Hochzeit und Taufe - immer mehr Steirer gehen nur noch an Feiertagen in eine Messe. Wie gehen Kirchen mit diesem Ungleichgewicht um? Die „Krone“ hat nachgefragt.

Weihnachten steht vor der Tür. Und auch wenn Corona einmal mehr das höchste Fest der Christen trüben wird, ist zu erwarten, dass die Kirchen zu den Feiertagen so voll sind wie sonst selten. Denn auch viele Steirer gehen nur zu den sprichwörtlichen „heiligen Zeiten“ in den Gottesdienst: „An den besonderen Festen und Feiertagen kann man sicher von mehr als dem Dreifachen der gewöhnlichen Besucherzahl ausgehen“, sagt etwa Wolfgang Rehner, der Superintendent der evangelischen Kirche Steiermark.

„Freuen uns über alle Mitfeiernden“
Bei der katholischen Kirche erfasst man die Feiertagszahlen nicht extra: „Ob einmal im Jahr oder täglich: Wir freuen uns über alle Mitfeiernden“, sagt Erich Hohl, Leiter des Ressorts Seelsorge der katholischen Kirche. „Wir wissen, dass sich im Leben der Menschen im Lauf der Zeit vieles ändert, in ihrem Glauben, in ihrem Alltag, mit Kindern, im Beruf - das alles hat Einfluss darauf, ob und wann man in die Kirche geht.“

Und auch Rehner sagt: „Als Pfarrerinnen und Pfarrer sind wir gut beraten, die seltenen Besucher nicht abzukanzeln, sondern ihnen das Evangelium als frohe Botschaft zu vermitteln.“ Denn man sieht den feiertäglichen Andrang auch als Chance, Menschen zu erreichen, die sonst nicht kommen: „Gottesdienste an Feiertagen zeichnen sich oft durch liebevolle Gestaltung aus, durch schöne Musik mit Chor oder zusätzliche Riten, die man nicht so oft sieht. Das berührt viele“, so Hohl. Manche von ihnen kommen vielleicht auch unter dem Jahr oder überlegen sogar einen Wiedereintritt.

Ein paar Tage „Christ sein“ für Taufe oder Hochzeit
So mancher Wiedereintritt in die Kirche hat jedoch mit hehren Idealen nichts zu tun: Ein Pfarrer berichtet etwa von einem Fall, wo eine Dame wieder in die Kirche eingetreten ist, um Taufpatin sein zu können, und am Tag nach der Taufe wieder aus der Kirche austrat. Auch viele Ehepaare sehen in einer kirchlichen Trauung eher eine Tradition als eine Glaubensfrage: „Den Menschen sind Bräuche und Traditionen sehr wichtig“, sagt Hohl: „Manchmal gerät aber in Vergessenheit, was wir feiern und warum. Die christliche Botschaft hinter einem Brauch in Erinnerung zu rufen und zu deuten, ist uns ein Anliegen.“

Dennoch könne und wolle man nicht verhindern, dass es zu rein anlassbezogenen Eintritten kommt: „Selbst wenn der Eintritt anlassbezogen ist, ist er in diesem Moment ernst gemeint. Wir unterscheiden hier nicht, denn wir wissen, dass die Menschen solche Entscheidungen nach reiflicher Überlegung treffen“, so Hohl.

„Wünschen uns Ernsthaftigkeit“
Für Superintendent Rehner sind Fälle der anlassbezogenen (Wieder-) Eintritte „sehr seltene Ausnahmen“, könnten aber nicht ausgeschlossen werden. Er sagt: „Wir haben sicher nicht die Fantasie, nur hochmotivierte und überzeugte Christenmenschen würden bei uns eintreten. Dennoch erwarten wir, dass ein Eintritt Ausdruck für innere Haltung ist und wünschen uns Ernsthaftigkeit.“

Diese Ernsthaftigkeit erhofft sich auch Erich Hohl, lädt aber trotzdem ein, „sich auf die Botschaft Jesu Christi einzulassen. Da kann man nichts verlieren.“ Wie viele dem Ruf auch abseits des Weihnachtsfestes folgen werden, wird sich zeigen.

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