Steirer im Portrait

Echtes Handwerk: Ihr täglich’ Brot ist das Brot

Steiermark
13.12.2021 10:00

Jeden Tag um Punkt ein Uhr nachts läutet der Wecker von Andrea Wachmann. „Zehn Minuten danach steh ich schon angezogen, mit Hauberl und Brille in der Bäckerei.“ Nur die Haustreppe hinunter, und schon steht sie inmitten von Mehlsäcken und 60 Jahre alten übergroßen Mischkübeln. Die 43-Jährige ist in der Backstube groß geworden, ihr 73-jähriger Vater hilft ihr nach wie vor. Dessen Großvater hat das Geschäft vor 100 Jahren gegründet, Andrea wurde das Traditions-Handwerk in 4. Generation anvertraut.

Tradition und viel Gefühl sind ihre Hauptzutaten
„Um zwei Uhr wird eingeheizt“: Die Bäckerin zeigt auf eine Scheibtruhe voller Holzscheite. Täglich verbrennt sie diese Menge aus dem eigenen Wald, um den Holzofen auf bis zu 600 Grad Celsius aufzuheizen. Danach braucht es Muskelkraft: 100 Kilogramm Brotteig werden im Zehn-Minuten-Takt mit einer langen Schaufel aus dem vier Meter langen Schlot gezogen. Sechs Goldmedaillen hat ihr Holzofenbrot im Wettstreit gegen Anbieter aus ganz Europa schon eingeheimst.

Der Unterschied? „Es ist sehr viel Gefühl dabei“, verrät Ingrid, die Mutter von Andrea. Das liegt ihr im Blut: „Nur mit den Händen“ erstellt die 68-Jährige ein Meter große Semmelteig-Figuren (vom Wildschwein bis zum Tennisschläger) und war damit schon bei so manchem Promi zu Gast: „Bei einer Rede von Wolfgang Schüssel in Wien, das war eines der schönsten Erlebnisse.“ Dort setzte Ingrid auch erste Schritte für ihr Kunstbäckerei-Patent, das Andrea weiterführen darf.

Die Familie hilft seit jeher zu allen Zeiten
Derzeit steht vieles still: „Dass es eine Flaute gibt, merken wir. Aber es geht.“ Personal fehlt dennoch: „Wer will schon zu solchen Zeiten arbeiten?“ Nach der bis fünf Uhr andauernden Nachtschicht wird ausgeliefert – an Private genauso wie an Supermärkte. Andrea schläft danach bis Mittag, „dann kommen die Kinder heim. Nachmittags stehe ich zum Verkaufen im Geschäft.“ Jenes befindet sich gleich im vorderen Bereich des Hauses Wachmann.

Selbst die Kinder wissen schon, wie man Keksteig macht: „Sie sind immer mit dabei!“ Gerade zur Adventzeit würde es ohne die Familie nicht gehen: vom Holzschlägern bis zum Reparieren. Diese Leidenschaft bekommen auch die Kunden, gerade in Krisenzeiten, zu spüren: „Am Tag eins des ersten Lockdowns haben wir dreimal gebacken, weil allen das Brot ausgegangen ist.“ Was von außen wie Schwerstarbeit wirkt, nimmt die Bäckerin leicht: „Ich möchte gar nicht anderes tun!“

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