50. Todestag

Die letzte Jagd des legendären Josef Krainer sen.

Steiermark
28.11.2021 11:30

Vor 50 Jahren, am 28. November 1971, hörte das Herz von Josef Krainer senior plötzlich auf zu schlagen. Der legendäre Landeshauptmann hatte das Ohr bei den „kleinen Leuten“ - stand aber auch im Zentrum der hohen Politik.

„Der ist mir zu weit“, soll Josef Krainer senior an diesem frostigen ersten Adventsonntag vor 50 Jahren gesagt haben, bevor er sein Gewehr sinken ließ. Der Fasan, auf den er angelegt hatte, war in den novembergrauen Himmel entwischt. Dann stürzte der Landeshauptmann in den Schnee. Als seine Begleiter ihm aufhelfen wollten, war er bereits tot. Heute steht in Allerheiligen bei Wildon genau an der Stelle, wo der alte Krainer einen plötzlichen Herztod erlitt, eine Gedenkstätte.

„Dr. Niederl soll Landeshauptmann werden. Er ist der Verlässlichste und Beste. Mit ihm kann man die Steiermark politisch halten.“ Diese handgeschriebenen Notiz fand man später in der Brieftasche des „lärchenen Stipfls“. Und es sollte so kommen:  „Seine“ ÖVP erfüllte ihm gerne den letzten Wunsch, Friedrich Niederl trat in die großen Fußstapfen des Landesvaters, der die Grüne Mark 23 Jahre lang regiert hatte.

Seine Bedingung: Er wollte den Krainer-Sohn als Landesrat an seiner Seite. Der künftige starke Mann sollte ihm nicht in die Politik dreinreden, so sein Kalkül. 1980 übernahm Josef Krainer junior dann den LH-Sessel.

„Und vergiss auf die kleinen Leut nicht“
Der heutige Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer war ein junger Parteisekretär, als er seinem Parteichef zum ersten Mal nervös gegenüberstand. Krainer war im großen Grazer Landhaushof aus seinem alten Dienst-Chevrolet mit Chauffeur gesprungen und hatte dem 18-Jährigen, der ihm vorgestellt wurde, folgende Worte auf den Karriereweg mitgegeben: „Schau den Leuten in die Augen, wennst mit ihnen redst, schau ihnen aufs Maul, aber red ihnen nicht nach dem Mund. Und vergiss auf die kleinen Leut nicht!“

Der Weg des Holzknechts an die Politik-Spitze
Josef Krainer war selbst einer dieser kleinen Leute. Er wurde 1903 in St. Lorenzen bei Scheifling in einfachen Verhältnissen geboren. Die Eltern waren Bauern, Krainer arbeitete als Holzknecht und wurde später selbst Landwirt. Daneben betätigte er sich schon politisch.

So wurde er 1936 Präsident der Arbeiterkammer und Vizebürgermeister von Graz. Nach dem Krieg bekleidete er das Bürgermeisteramt von Gasselsdorf und saß als Agrarlandesrat in der Landesregierung. 1948 löste Krainer Anton Pirchegger als Landeshauptmann ab.

Der alte Krainer und Nikita Chruschtschow
Gerold Ortner, der im LH-Büro Sekretär und später Landesamtsdirektor war, erinnert sich etwa an einen Staatsbesuch im Jahr 1960. Sowjetchef Nikita Chruschtschow war nach Graz gekommen. „Chruschtschow und Krainer verstanden sich auf Anhieb sehr gut.

Als beide gemeinsam mit dem damaligen Bundeskanzler Julius Raab beim Empfang im Schloss Eggenberg die Treppe hinaufgingen, verschärfte Chruschtschow das Tempo. Krainer konnte mithalten, Raab blieb zurück. Chruschtschow sagte: ,Wir sind beide Landmenschen, wir haben gute Lungen. Aber der kleine Kapitalist da hinten kommt nicht mit.’“

„Ich hab im Wahlkampf meine Stimme verloren“
Erzählt wird auch ein Schmankerl aus Wahlkampfzeiten, in denen der ÖVP-Chef in der Grazer Burg heiser zum Hörer griff und Wähler anrief. „Hallo, hier spricht Josef Krainer, der Landeshauptmann. Sie werden es hören, ich hab im Wahlkampf meine Stimme verloren. Bitte geben Sie mir morgen die Ihre.“

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