Klartext der Ortschefs

Steirische Basis mit heftiger Kritik an SPÖ-Spitze

Steiermark
28.07.2021 06:00

Die Sozialdemokratie kommt nicht zur Ruhe. Via „Krone“ melden sich steirische Ortschefs zu Wort, die mit herber Kritik an Parteiobfrau Rendi-Wagner aufhorchen lassen. Leobens Wallner fordert eine neue Führungsspitze.

Dieses Kunststück muss man den Roten erst einmal nachmachen: In einer Zeit der Schwäche des Bundeskanzlers ohne Not eine Führungsdebatte vom Zaun zu brechen, war für die Türkisen wie Weihnachten und Ostern zur selben Zeit. Am jüngsten Parteitag wurden die tiefen Gräben, die die einst stolze Partei durchziehen, für die breite Öffentlichkeit deutlich sichtbar. Eigentlich wollte sich Obfrau Pamela Rendi-Wagner eindrucksvoll im Amt bestätigen lassen, doch die Delegierten machten ihr einen Strich durch die Rechnung: Nur 75 Prozent votierten für sie als Parteichefin, obwohl es keinen Gegenkandidaten gab. Eine Demontage auf offener Bühne, mit der niemand gerechnet hatte.

Zu allem Überdruss kamen auch noch Querschüsse vom Neusiedler See dazu: Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) attackierte Rendi-Wagner heftig, woraufhin diese nicht minder scharf zurückschoss. Erst nach Tagen kam es zu einem „Friedensschluss“ - zumindest eine originelle Inszenierung für die Medien. An der steirischen Parteibasis haben diese Querelen jedenfalls für Verunsicherung, sogar Empörung gesorgt. Die „Krone“ fragte bei SPÖ-Bürgermeistern nach, wie sie die Zukunft ihrer Partei sehen.

Frage 1: Ist die SPÖ noch zu retten?

Helmut Leitenberger (Leibnitz): „Natürlich. Dinge, für die wir immer gestanden sind, etwa soziale Gerechtigkeit, werden heutzutage immer wichtiger. Ich bin überzeugt, dass es wieder aufwärts gehen wird.“

Kurt Wallner (Leoben): „Ganz sicher. Die Wirtschaftlichkeit erfordert auch einen sozialen Ausgleich, und den garantiert die SPÖ. An der Migrationsfrage scheiden sich aber die Geister.“

Roswitha Glashüttner (Liezen): „Man kann immer alles retten. Wichtig ist es, dass Probleme intern diskutiert werden und Streit nicht nach außen getragen wird. Konflikte gibt es ja auch in anderen Parteien.“

Harald Mulle (Gratwein-Straßengel): „Die SPÖ wird immer da sein. Aber zweifellos ist das im Moment eine schwierige Situation.“

Manfred Komericky (Kalsdorf): „Die SPÖ braucht niemand zu retten. Sie ist ein wichtiger Teil des politischen Spektrums. Allerdings müssen wir jetzt endlich die richtigen Themen treffen.“

Frage 2: Warum ist Pamela Rendi-Wagner noch die Richtige als Parteivorsitzende

Helmut Leitenberger (Leibnitz): „Die perfekte Person gibt es nicht. Ich habe Pamela Rendi-Wagner kennen gelernt - sie kann sehr gut mit Menschen umgehen. Allerdings hat sie wohl nicht die besten Berater.“

Kurt Wallner (Leoben): „Wenn die SPÖ die nächste Wahl gewinnen will, muss sie mit einem neuen Spitzenkandidaten ins Rennen gehen. Pamela Rendi-Wagner hat ihre Chance nicht genützt.“

Roswitha Glashüttner (Liezen): „Rendi-Wagner hat als Ärztin während der Corona-Krise viel Durchhaltevermögen und Engagement gezeigt. Sie hat es nicht leicht, weil ihr die politische Erfahrung fehlt.“

Harald Mulle (Gratwein-Straßengel): „Solange sich niemand hinstellt und sagt, dass er es besser kann, wird sie die Richtige sein - eben weil sie offenbar auch die Einzige ist, die den Job machen will.“

Manfred Komericky (Kalsdorf): „Ob sie die Richtige ist, weiß ich nicht. Aber sie ist gewählt worden und war die Einzige, die sich der Wahl gestellt hat.

Frage 3: Aus welchem Grund soll man die SPÖ überhaupt noch wählen?

Helmut Leitenberger (Leibnitz): „Weil wir die Partei sind, die die wirklich wichtigen Dinge aufzeigt. Wir sind regierungsfähig, vor allem, wenn man sieht, wie im Bund mit der Justiz umgegangen wird.“

Kurt Wallner (Leoben): „Weil sie eine enorm wichtige und in Österreich tief verwurzelte Partei ist, deren Leistungen durch die Führungsdebatte der letzten Zeit aber leider überlagert wurde.“

Roswith Glashüttner (Liezen): „Die SPÖ ist immer noch das soziale Rückgrat der Gesellschaft. Wichtig ist, dass ihre sozialen Errungenschaften bewahrt und nicht scheibchenweise abmontiert werden.“

Harald Mulle (Gratwein-Straßengel): „Weil die SPÖ für die Leute da ist und nicht für Lobbyisten. Wenn man sieht, wie die Grünen der Reihe nach umfallen, könnten wir über die Sozialpartnerschaft sicher mehr bewirken.“

Manfred Komericky (Kalsdorf): „Die SPÖ steht für eine gerechte Politik und ist für die Menschen da. Leider haben wir aber in der Vergangenheit die Ängste der Bevölkerung nicht ernst genug genommen.“

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