30 Tänzerinnen und Tänzer auf 13 Stationen, die gleichzeitig zur Musik eines Pianisten völlig unterschiedliche Performances zeigen: Mit diesem mutigen Projekt der Gleichzeitigkeit unterschiedlichster Tanzsprachen feiert die Internationale Bühnenwerkstatt ihr 30-Jahr-Jubiläum in Graz. Eine wunderbare Überforderung.
Wenn der Turmbau zu Babel uns eines gelehrt hat, dann, dass die Gleichzeitigkeit vieler Sprachen für ein verheerendes Chaos sorgen kann. Durchaus mutig also, für die Jubiläums-Performance der Internationalen Bühnenwerkstatt just einen solchen Turm der Bewegungssprachen - von Ballett bis Hip Hop und von Butoh bis Contemporary - zu bauen.
Dass die „Poetic Islands“ nicht zu Kauderwelsch verkommen, liegt einerseits in der Konzipierung des Projekts begründet. Als Zuseher bewegt man sich frei durch die Insellandschaft und entscheidet selbst, welchen Fokus man legt und welche Blickachsen man wählt. Ob man etwa bei den Solisten des Kosovo Balletts verweilt, die das schmerzhafte Aufbrechen aus der Heimat zum Thema machen, und dabei im Hintergrund Lukas Flint beobachtet, der sich athletisch gegen die Schwerkraft stemmt, oder mit dem Do Theatre barocke Gesten erkundet und dabei durch das Trio melisha dazu noch die Zukunftsängste der Gegenwart im Blick hat: Durch die Gleichzeitigkeit entwickeln sich spannende Parallelen.
Was maßgeblich dazu beiträgt, dass der Tanzturm zu Graz eben nicht einstürzt, sondern wunderbare Höhen erreicht, ist der Pianist und Elektronikkünstler Sasha Pushkin: Mit seinen Live-Improvisationen begleitet er das Geschehen nicht nur, sondern spannt einen roten Faden zwischen all den kleinen roten Tanzinseln und macht aus ihnen einen Kontinent der Körpersprachen.
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