Gefahr nahe der Grenze

Neue Reaktor-Pläne in Krsko sorgen für Empörung

Steiermark
16.07.2021 06:00

Mit einer „langfristigen Klimastrategie“ will Slowenien den Weg für den Bau eines zweiten Reaktors im umstrittenen Kernkraftwerk Krško ebnen - in einer Mini-Entfernung zur steirischen Grenze von nur 70 Kilometern! Politiker und Umweltschützer sind empört.

Die geplante Laufzeitverlängerung des veralteten Atomkraftwerks Krško lässt seit Monaten die Wogen hochgehen. Nur 70 Kilometer von der steirischen Grenze entfernt und mitten in einem Erdbeben-Hochrisiko-Gebiet gleicht das Kernkraftwerk einer tickenden Zeitbombe vor unserer Haustür.

Nach einem Lokalaugenschein der „Krone“ und umfassender Berichterstattung sind viele Steine ins Rollen gekommen: Ein parteiübergreifender Schulterschluss steirischer Landespolitiker gegen Atomkraft, Tausende Unterschriften für die Abschaltung des Reaktors (siehe Infos links oben) und zahlreiche prominente Atomkraftgegner als Unterstützer – von Bischof Wilhelm Krautwaschl über Sturm-Legende Mario Haas bis zur Sängerin Jazz Gitti. Ende Mai wurde zudem eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung auf den Weg gebracht.

Jetzt hat unser Nachbarland aber noch einmal kräftig Öl ins Feuer gegossen: Slowenien hat diese Woche eine „langfristige Klimastrategie bis 2050“ verabschiedet, mit der sich das Land ganz klar langfristig auf Kernkraft festlegt. Unter dem Deckmantel des Klimaschutzes wollen die Slowenen den Weg für den Bau eines neuen Reaktorblocks in Krško ebnen – das verleiht dem Kampf gegen die Atom-Bedrohung in unserer unmittelbaren Nachbarschaft umso mehr Brisanz!

Strategie steuert auf Bau eines neuen Reaktors zu
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisiert, dass die Öffentlichkeit bei dieser gravierenden Umweltentscheidung keinerlei Mitspracherecht habe. Die vorgelegte Strategie sei quasi alternativlos und steuere nur auf ein Szenario zu: Den Bau eines neuen Reaktorblocks in Krško. Nach Ansicht von NGOs wurde mit der Strategie der Grundstein für alle notwendigen Verfahren zum Neubau gelegt – und das ohne öffentliche Diskussion über dieses wichtige Zukunftsthema.

Zitat Icon

Atomkraft gefährdet Menschen- leben! Außerdem hat Slowenien ähnliche Möglichkeiten im Ausbau der Erneuerbaren wie wir, nutzt sie aber nicht. Kernkraft ist keine Alternative beim Klimaschutz.

Landesrätin Ursula Lackner

Nicht nur für Umweltschützer und slowenische Oppositionspolitiker sind diese Pläne ein rotes Tuch (ein sozialdemokratischer Parlamentarier fordert gar eine Volksabstimmung) – auch hierzulande sind Politiker empört und geben sich kämpferisch! Die steirische Umweltlandesrätin Ursula Lackner und ihre Kärntner Kollegin Sara Schaar (beide SPÖ) bezeichnen Sloweniens Strategie unisono als „inakzeptabel“. Beide Länder wollen sich, wie schon bei der Laufzeitverlängerung des bestehenden Reaktors, bei einer grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung vehement einsetzen. Unterstützung kommt auch von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne), die sich zuletzt klar positioniert hat: „Atomkraft ist gefährlich und birgt enorme Risiken auch für künftige Generationen. Gerade das AKW Krško steht in einer riskanten Erdbebenzone.“

Druck aufbauen kann aber auch jeder einzelne Bürger: die Petition von Global 2000 steuert auf 50.000 Unterschriften zu - damit wäre eine enorm wichtige Hürde geschafft.

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