Richterin bei Prozess:

„Eröffnen Sie bitte keine Betriebe mehr!“

(Bild: dpa/Söhnke Callsen)

Vor dem Landesgericht Innsbruck stand gestern ein Innsbrucker Pizza- und Kebab-Buden-Betreiber. Ihm wurde vorgeworfen, seine Nachpächter um Tausende Euro betrogen zu haben. Die vermeintlichen Opfer wussten jedoch auf beinahe keine Frage der Richterin eine Antwort. Sie konnten sich auch an den Zahlungsverkehr nicht mehr erinnern. Von unternehmerischem Wissen keine Spur.

Es war ein Wirrwarr aus Lügen, durch das sich die Richterin kämpfen musste. Ein 52-jähriger Gastronom stand vor Gericht, weil er die Nachpächter seines Cafés um 40.000 Euro betrogen haben soll. Ihre Aussagen aber waren konfus und unglaubwürdig. Erschwerend war, dass man weitestgehend auf schriftliche Verträge verzichtet und alles mündlich ausgemacht hatte.

„Ich weiß es nicht mehr“
Die vermeintlich geschädigten Nachpächter gaben an, dass ihr Vorpächter 80.000 Euro Ablöse für das Inventar des Cafés verlangt hätte. Der Angeklagte dementiert, gehörte die Einrichtung doch dem eigentlichen Vermieter. Das stand auch im Pachtvertrag, den die Nachpächter 2010 unterschrieben hatten - daran erinnern konnten sie sich aber nicht. Das Paar war von 2008 bis 2010 Unterpächter: Sie pachteten das Café vom Angeklagten. In dieser Zeit zahlten sie ihm Geld. Wie viel genau, konnten sie nicht sagen.

Ich denke, das Paar lügt, dass sich die Balken biegen. Die geschäftlichen Dokumente sehen aus, als wären sie alle gleichzeitig im Nachhinein entstanden.

Die Richterin glaubte den Zeugen nicht

Von Geschäften keine Ahnung
Ab 2010 war das Paar dann Hauptpächter, der Angeklagte hatte mit der Sache nichts mehr zu tun. Trotzdem hätten sie ihn für das Inventar, das nicht ihm gehörte, weiterhin bezahlt. „Warum haben wir das gemacht?“, fragte die Nachpächterin. „Das fragen wir uns auch!“, so die Richterin. Es gab einen Freispruch. Die Richterin bat das Ehepaar: „Eröffnen sie keine Betriebe mehr!“ Seine Kebab-Bude ging vor rund 15 Jahren pleite, sie leitet heute ein anderes Unternehmen, hat von Geschäften aber offensichtlich keine Ahnung.