„Krone“-Analyse

Nach Grazer Wahl-Bombe: Nagl gehen die Partner aus

Steiermark
30.06.2021 06:00

Im Rathaus der steirischen Hauptstadt hängt der Haussegen schief: Der Bürgermeister hat den Wahltermin im Alleingang bestimmt und damit die schwarz-blaue Koalition gesprengt. Wie es jetzt weitergeht.

Heute vor einer Woche zogen Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) und Vizebürgermeister Mario Eustacchio (FPÖ) bei einer Pressekonferenz gemeinsam Bilanz über ihr Regierungsprogramm „Agenda 22“. Journalisten fanden das verdächtig und fragten nach, ob früher als 2022 gewählt werde. Nagl antwortete ausweichend.

Am Montag überschlugen sich dann die Ereignisse. Der „Krone“ wurde aus ÖVP-Parteikreisen gesteckt, dass der 26. September fix sei. Nagl dementierte zunächst - erst nachdem unsere Story online war, folgte die Bestätigung.

Wie sich herausstellte, hatte Eustacchio nichts davon gewusst. Wütend sprach er von einem Koalitionsbruch. Die „Krone“ titelte: „Nagl sprengt Koalition“.

Warum hat Nagl das getan?
Der sonst so sympathisch wirkende Bürgermeister habe sein wahres Gesicht gezeigt, sagen seine Kritiker: sein Pokerface. Er habe die anderen Parteien überrumpeln wollen, damit sie wenig Zeit haben, sich auf den Urnengang vorzubereiten.

Auch seinen Koalitionspartner? Nein, wird im Nagl-Umfeld betont. Eigentlich habe man den Wahltermin erst am Dienstag publik machen und Eustacchio vorher darüber informieren wollen. Das hätte es nicht viel besser gemacht. Der FPÖ-Chef hätte sich erwartet, dass er frühzeitig eingeweiht wird.

Wenn Nagl die Wahl gewinnt - woran niemand in der Murmetropole zweifelt: Wer will dann überhaupt noch mit ihm regieren?

Auch Lisa Rücker hat von Nagl einen „Spitz“ gekriegt. Es gehe nicht um Befindlichkeiten, betont ihre Nach-Nachfolgerin Judith Schwentner, ihr gehe es um die Sache. Nagl müsste ihr Zugeständnisse machen.

Auch die Zusammenarbeit mit der Kommunistin Elke Kahr hat Nagl vorzeitig beendet, weil die immer nur „Njet“ gesagt hat - und Nagl seine Ideen nicht umsetzen konnte. Eine Neuauflage ist de facto ausgeschlossen.

Die SPÖ würde gerne regieren, müsste dafür aber zu alter Stärke zurückfinden. denn zehn Prozent würden dafür nicht reichen. Dass das gelingt, ist - siehe Umfragen - zu bezweifeln.

Raufen sich die Alphatiere wieder zusammen?
Und Eustacchio? Nachdem ihm die ÖVP im Wahlkampf 2012 angebliche Jugendsünden vorgehalten hatte, hat er sich geschworen, niemals mit Nagl zusammenzuarbeiten. Wie man heute weiß, kam es anders. Nicht ausgeschlossen, dass sich die zwei Alphatiere wieder zusammenraufen. ÖVP und FPÖ haben zweifellos die größte Schnittmenge. Und die Koalition funktionierte - abgesehen von einer kleinen Krise, als Eustacchio vor laufender Kamera für die Identitären Partei ergriff - sehr gut, wie beide Seiten stets betonten.

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