Wohnanlage statt Naherholungsraum: In Innsbruck-Pradl zeigen die Grünen derzeit ihr wahres Gesicht. Noch vor ein paar Jahren hätten sie lautstark dagegen protestiert!
Georg Willi von den Grünen ist in Innsbruck 2018 mit zwei prägnanten Kernthemen zur Gemeinderatswahl angetreten: Einerseits hatte er sich deutlich gegen das „Drüberfahren“ über die Menschen sowie für mehr Bürgerbeteiligung und Information ausgesprochen, andererseits trat er für eine ökologisch sinnvolle Wohnbaupolitik an. Er wurde Bürgermeister von Innsbruck und die Grünen die stärkste Fraktion.
Aktuelles Beispiel für Gedankenwandel
Drei Jahre später ist von den Kernthemen wenig übrig geblieben. Grüne Politik vor dem Jahr 2018 ist eine andere als 2021! Ein Beispiel dafür zeigt sich aktuell in Pradl-Süd: Auf einem 50.000 Quadratmeter großen Areal zwischen Olympiaworld und den Sillhöfen – das entspricht einer Fläche von acht Fußballplätzen – sollen nun 800 Wohnungen entstehen.
Das für die Luft- und Lebensqualität so wichtige Grünland inklusive der Kornfelder zwischen der Autobahn auf der einen und dem Südring auf der anderen Seite wird weichen müssen. In unmittelbarer Nähe wird ebenfalls fleißig gebaut: Auf dem so genannten Campagne-Areal werden auf 84.000 Quadratmetern 1100 neue Wohnungen errichtet.
Mehr Wohnungen trotz gleichbleibender Bevölkerung
Gesamt sind also mehr als 2000 zusätzliche Wohnungen geplant – und das, obwohl die Innsbrucker Wohnbevölkerung seit 2017 stagniert. Da muss man sich schon die Frage gefallen lassen, für wen da gebaut wird? Für Anleger aus dem In- und Ausland? Die Wohnungspreise steigen jedenfalls seit Jahren trotz des Baubooms massiv an. Ein Verbauen von Grünflächen um jeden Preis darf daher zumindest hinterfragt werden!
Vielleicht sollten sich die politisch Verantwortlichen doch endlich ernsthaft dem Thema Leerstand widmen. Denn eines ist auch klar: Eine Förderung für die Nutzung leer stehender Objekte ist viel günstiger, als immer nur neue Objekte zu bauen.
Mehr Verkehr kommt auch noch dazu
Doch zurück zu Pradl-Süd. Zur Zerstörung dieser wichtigen „Naherholungs-Grünfläche“ kommt die steigende Verkehrs- und Lärmbelästigung dazu. Ein Mehr an Wohnungen bedeutet natürlich auch mehr Autos. Die langen Staus am Südring und auf der Olympiabrücke werden sich weiter ausdehnen, die Schallemissionen durch die Autobahnen A12 und A13 sowie den Südring werden sich erhöhen, die Feinstaubbelastung steigen.
Die Zufahrtsstraßen bzw. Straßenzüge Sillufer, Helblingstraße, Wiesengasse bzw. den Sillhöfen lassen sich aufgrund der dort bereits befindlichen Gebäude, die teilweise unter Denkmalschutz stehen, nicht einfach verbreitern. Es werden also Wohnungen in Gebiete gebaut, die ohne ein schlüssiges Verkehrskonzept so nicht praktikabel sein werden.
Wer die Zufahrt zu den Sillhöfen kennt, wird sich fragen, wie hier täglich Hunderte Autos zusätzlich zu- und abfahren sollen. Diese von der Innsbrucker Stadtpolitik lapidar bezeichneten „vorhandenen Lageschwächen“ werden Probleme darstellen, die sich kaum lösen lassen werden. Doch das scheint alles egal zu sein.
Bevölkerung wird nicht mehr miteingebunden
Es gibt also viele Unsicherheiten für die Anrainer in Pradl-Süd, die Innsbrucker Bevölkerung und auch für die Umwelt. Die Bürger wurden in die Beratungen übrigens wie so oft nicht einbezogen. Grüne Politik hat – früher einmal – anders ausgesehen. Doch es ist wie so oft im politischen Leben: Der Standort bestimmt den Standpunkt.
Als Oppositionspartei wären die Grünen sicher die ersten gewesen, die gegen so ein Projekt auf die Straße gegangen wären. Jetzt sind sie es, die solche Projekte - gegen den Willen der Bevölkerung - umsetzen. Wie sich die Zeiten ändern
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